Wie wird man Lerncoach?
Ich glaube, zu dieser Entscheidung Lerncoach zu werden, gehört viel mehr.
Meine Kindheit, mein beruflicher Werdegang und vor allem auch ein sehr prägendes Erlebnis in Brasilien. Heute erzähle ich gerne über sehr persönliche Erlebnisse …
Meine Kindheit war wie bei so vielen sehr prägend.
Damals zählte hauptsächlich Leistung und das Leben war eben kein Ponyhof … doch manchmal ….
Korrektheit, Ordentlichkeit, Sauberkeit, gutes Benehmen und den Fokus immer auf „was werden da die Leute sagen“.
Ich war (und bin es wohl immer noch) schon immer ein Mädchen, dass gerne das machte, was niemand von mir glaubte oder mir sogar gesagt wurde: „… das schafft keine(r)..“ und so ähnlich.
(… für mich gibt es auch heute keinen größeren Ansporn 🙂 …)
Doch dann kam meine Reise nach Brasilien und ich änderte mich kolossal und so auch alles um mich herum ….
„Seien sie froh, dass sie überhaupt noch leben“ – diese Aussage veränderte alles und heute als Lerncoach prägt mich dieses Erlebnis täglich!“
„Seien sie froh, dass sie überhaupt noch leben“ … das sagte eine Ärztin in einem sehr armen Staat in Brasilien – Tocantins – zu mir. Ich war damals 25 Jahre jung und besuchte meine Freundin, die dort ein Jahr lang in der Entwicklungshilfe tätig war.
Die Vorbereitungen auf diese Reise waren schon äußerst spannend – im wahrsten Sinnes des Wortes. Ich durfte sehr viele Spendengelder mit nach Tocantins nehmen und alle Beteiligten machten mir immer wieder klar, dass ich – blond, jung … – 100%ig überfallen werden würde.
Die Tipps waren vielfältig – so zum Beispiel auch, dass ich die Spendengelder so an mir verstecken sollte.
Die Angst begann
So verängstigt machte ich mich dann auf den Weg…. nach circa 49 Stunden – ohne Schlaf – inklusive 26 Stunden Busfahrt mit vielen Einheimischen – kam ich bei meiner Freundin an.
Ich kann niemandem sagen, wie es sich anfühlte, immer aufzuschrecken wenn sich jemand in meine Richtung bewegte.
Dort angekommen fand ich alles extrem arm, verwahrlost und schmutzig. Tja, ich kam ja schließlich aus Deutschland …. und war ziemlich k.o.
„Oh Gott, morgen fliege ich wieder heim…“
Meine Aussage „oh Gott, morgen fliege ich wieder heim…“ nahm meine Freundin nicht wirklich ernst.
Am nächsten Tag sah die Welt schon besser aus …. – wir ernährten uns, wie die Einheimischen vor Ort … wir besuchten Kindergärten und lieferten Essen an Kindergärten, besuchten Kinder, die zur Prostitution gezwungen wurden und vieles mehr. Extrem viele Eindrücke in kürzester Zeit … Gefühlsachterbahn pur.
Parallel machte sich – für mich ziemlich banal – auf meiner Haut ein Ausschlag breit …. ich dachte: „naja, der Stress wirkt sich eben auf meiner Haut aus ….“… und ich schenkte dem Ganzen nicht so viel Aufmerksamkeit – spielte es, wenn mich jemand darauf ansprach, eher herunter. Leider verschlimmerte sich diese allergische Reaktion und ich kühlte das Ganze mit nassen Handtüchern.
Beim Aufwachen an einem Morgen fasste ich mir an den Hals …. allerdings begann dieser direkt unter meinem Kinn … extrem aufgedunsen … ich stand auf, sah mich im sogenannten „Bad“ im Spiegel und brach zusammen. Ich habe keine Ahnung ob der Auslöser mein Anblick war oder mein Kreislauf.
Ich hatte mehr als 7 Liter Wasser eingelagert …. und die Ärztin, die mich erst nach einer sofortigen Barzahlung behandelte, wollte mich ins Krankenhaus einweisen. Das lehnte ich vehement ab … ich wollte heim…. doch das war leider nicht möglich … nicht mit diesen Symptomen…. Ich hatte einen anaphylaktischen Schock und die Ärztin meinte wortwörtlich, dass ich froh sein sollte, dass ich überhaupt aufgewacht war. Das eingelagerte Wasser hätte mich durchaus „erdrücken“ können ….
Dann begann eine Achterbahnfahrt der Gefühle ….
Nach Kortison – Spritzen und -Einnahme kam ich jeden Tag meinem ursprünglichen Körperumfang wieder näher …. peu a peu.
Ich konnte auf jeden Fall wieder aktiv sein … nur eben aufgeschwemmt … und ich fühlte mich immer besser. Ich fühlte mich so, als hätte ich ein Leben geschenkt bekommen.
Wir waren viel unterwegs … weiterhin bei vielen Kindergärten, Einheimischen, politischen Treffen und und und….
Mich beeindruckte alles, was ich sah und vor allem was mir entgegen gebracht wurde. Ich nahm alles auf einmal viel intensiver wahr.
Da war ein junges Ehepaar, dass uns in ihr „Rohbauhaus ohne Fenster“ einlud und alles auftischte, was es an Trink- und Essbarem zur Verfügung hatte.
Der Automechaniker in seiner 8 qm großen „Werkstatt-Garage“ – die nachts sein Haus für sich und seine 6-köpfige Familie wurde.
Lebensfreude pur bei so vielen Treffen, Feiern …. und so viel mehr.
Die Kombination dem Tod so nah gewesen zu sein und die Lebensfreude dieser Brasilianer lösten eine extreme Veränderung in mir aus.
Was braucht „man“ wirklich um glücklich zu sein – eine Frage, die ich als Lerncoach „indirekt“ oft frage?
Ich stellte mir die Fragen:
Was braucht „man“ wirklich um glücklich zu sein?
Was ist wirklich wichtig im Leben?
Was kann schlimmstenfalls passieren?
Warum bringen schlechte Gedanken 0,0?
…. und viele viele mehr.
Mein komplettes Mindset stellte sich um ….
Ich war das erste Mal im Leben gut so, wie ich war ….. Ich durfte einfach sein – einfach Alexandra …
Ich musste keine Rolle spielen um zu gefallen. Alle Menschen, die ich kennenlernte fanden mich gut, so wie ich war …. – eine ganze Zeit lang auch mit „Wasserbeulen“ ;-).
In Tocantins ging man abends auf die Strasse um zum Beispiel zu feiern … und das entstand einfach … Es wurden Plastikstühle und Tische herbei geholt, jemand spielte auf dem Keyboard – vielleicht auch noch jemand Gitarre und es wurde getanzt und gefeiert.
Lebensfreude pur …
Die Lebensfreude war und ist dort so immens wichtig …. und doch so untypisch für uns Deutsche, oder?
Diese Menschen dort haben für unsere Verhältnisse gefühlt nichts … nothing …. und sind mega glücklich.
Ich lernte einfach ich zu sein …. und so trat ich nach meiner Rückkehr ziemlich „anders“ auf …
Alexandra „in anders“
Viele bestätigten mir, dass ich total verändert wäre.
Und ich ließ meiner Neugierde, meiner Leidenschaft, meiner Wertschätzung, meiner Lebensfreude …. freien Lauf.
Nach meiner Ausbildung zur Arzthelferin war ich kurz zuvor in eine medizinische Software-Firma „quer eingestiegen“.
Ich kam zurück und war so glücklich über alles was ich hatte … die Kollegen, das Team, meine Wohnung, diesen Job …. Ich durfte ich sein ….
Meine ehrliche Neugierde an den verschiedenen Bereichen der Firma führte mich durch die einzelnen Abteilungen … ja, tatsächlich mir gefiel alles … ich fokussierte mich immer ausschließlich auf das Positive – schließlich hatte ich ja von der brasilianischen Lebensart gelernt, was das für einen großen Unterschied darstellte.
Nicht jammern – sondern feiern …
Und so kam es, dass ich einige Jahre später gefragt wurde, ob ich die Geschäftsführung der Regensburger Firma übernehmen wollte.
Was für ein Angebot … und das an mich … der ursprünglich kleinen Arzthelferin. Wow. War ich dafür geschaffen …konnte ich das …?
Ja, bestätigte mir meine damalige Vorgesetzte … und sie beschrieb mich so, dass ich doch sowieso alle mit meiner Leichtigkeit anstecken würde und so großen Einfluss auf alle Mitarbeiter hätte. Zudem würde ich sowieso schon alles mit meiner ungebremsten Leidenschaft organisieren, strukturieren, neue Ideen in erfolgreiche Aktionen umsetzen.
Es entwickelte sich so viel … und das mit – ja- Leichtigkeit…. Ich fand sehr großen Gefallen daran, Menschen zu zeigen, was alles in ihnen steckte.
Ich hielt neben meinem Geschäftsführungsposten Vorträge und Schulungen für Ärzte und medizinisches Personal. Wenn jemand jammerte oder zum Beispiel auch sagte „das kann doch kein Mensch verstehen…. und es ist ja alles so schrecklich …“ war mein Ehrgeiz geweckt.
Das konnte und wollte (und will ich heute noch ;-)) nicht so stehen lassen.
Ich empfand es dann als meine Aufgabe meiner/m Gegenüber zu zeigen, wie leicht sie das jeweilige Thema verstehen konnten, wie einfach tatsächlich lernen und verstehen war.
Zwischenzeitlich lernte ich den Vater meines Sohnes kennen – wir heirateten, bauten unser Eigenheim – und trennten uns wieder ….
Du nimmst meine Probleme nicht ernst
Eine Aussage von Maxis Papa war „Du nimmst meine Probleme nicht ernst“ …. und das kommt bestimmt daher, weil ich tatsächlich keine Probleme sehe. Wie auch … wo? Und ja, ich weiß, dass das nicht jede/r immer gebrauchen kann … und ich bin so.
Für mich ist mein Erlebnis in Brasilien tagtäglich präsent…. und sorry, daher fällt es mir sehr schwer hier bei uns irgendetwas als Problem – vielleicht sogar noch als unlösbar – zu bezeichnen.
Vor einigen Jahren entstand – auch im Umfeld meines Sohnes – zunehmend Druck in der Schule.
Es hagelte nur so Diagnosen wie z.B. LRS, ADHS, Dyskalkulie, auditive Wahrnehmungsstörung und und und ..
Es hagelte nur so Diagnosen wie z.B. LRS, ADHS, Dyskalkulie, auditive Wahrnehmungsstörung und und und ..
Ich verstand überhaupt nicht, dass Familien aufgrund der Schulsituation so litten. Wie konnte das sein?
Hatte ich Glück mit meinem Sohn, der einfach „problemfrei“ lernte?
Bei einer meiner vielfältigen Ausbildungen sagte ein Trainer zu mir: „…. hör auf von Glück zu sprechen – das ist Deine und Eure Art an die Dinge heranzugehen …. „.
Das war wohl der Auslöser für meine neue Vision und ich besuchte noch sehr viele weitere Aus- und Fortbildungen in den Bereichen Erwachsenenbildung, Lerncoaching, Coaching und Gedächtnistraining
2010 war es dann soweit – der Startschuss für die „Lerncoach-Selbständigkeit“
Nachdem ich in meinem privaten Umfeld schon einigen Kindern und Eltern erfolgreich gezeigt hatte, dass es zum Beispiel die so inflationär ausgebrochene Lese-Rechtschreibschwäche gar nicht gab und ich bei den Coachings mit den Kindern und Eltern sogar selbst entspannte, war für mich klar: das ist mein Weg, das ist genau das, was ich machen möchte.
Ja, ich will als Lerncoach allen zeigen wie einfach Lernen und Lehren ist.
Ich wollte (und will es heute noch viel mehr) bei ganz vielen Eltern und Kindern das strahlende entspannte und auch erleichterte Gesicht sehen. Ja, und ich will ganz viel geben … aus meiner Erfahrung, meinem Wissen, meiner Leichtigkeit, meiner Lebensfreude …. und meinem nicht zu bremsenden Ehrgeiz, dass es für jede und jeden IMMER die passende Strategie/Weg gibt.
Nach 19 Jahren in der medizinischen Software-Firma (die mittlerweile ein Konzern war) entschied ich mich zur Kündigung.
Ich gründete zusammen mit meinem Partner Michael Müller das Lernerfolgs-Unternehmen Genialico. Unser Ziel war (und ist es auch heute), allen zu zeigen, wie einfach Lernerfolg ist und das es neben Schule noch etwas wichtigeres gibt – nämlich LEBEN.
Mittlerweile ist das Angebot deutlich gewachsen und so bilden wir mittlerweile seit vielen Jahren Lehrpersonen (Lehrer, Ausbilder, Trainer, Coachs) zu Lerncoach Advanced und Azubi-Coach Advanced aus und zeigen allen Lernenden von 5-99 Jahren, wie einfach Lernerfolg ist.
Vor 1,5 Jahren kam eine TV-Produktions-Firma der ARD (ERSTE) auf uns zu und fragte, ob Sie unseren Workshop „Prüfungsstärke“ mit einem Filmteam begleiten dürften … für die Sendung „Neun 1/2“.
Ende letzten Jahres wurden wir auf der MS Europa als Workshopleiter für Kinder und Erwachsene engagiert und ernteten sensationelles Feedback … und das alles, weil Leben so leicht ist, wenn wir „feiern“ 😉 Wir sind so mega-dankbar für diese Erfahrung es war eine traumhafte „Workshop-Reise“.
Und was ich allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mitgeben möchte ist die Leichtigkeit, dass alles möglich ist – wenn wir es wirklich wollen -.
Es wird Zeit, dass sich niemand mehr selbst im Weg steht …. ich mag sehr gerne das „Licht am Ende des Tunnels“ zeigen … und das gibt es – definitiv.
Vielen Dank!
Ganz herzliche Grüße
Deine
Alexandra