Sind viele unserer Kinder krank – oder ist es unsere Gesellschaft?
Immer mehr Kinder und Jugendliche erhalten die Diagnose ADHS.
Ist der Leistungsdruck in der Gesellschaft verantwortlich, oder wurde diese Krankheit vorher nicht richtig erkannt?
Die am häufigsten diagnostizierten kinder- und jugendpsychiatrischen Störungsbilder sind die mit dem Begriff Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) beschriebenen Symptome von Unaufmerksamkeit, hyperaktivem Verhalten und starker Impulsivität.
Über die große und zunehmende Verbreitung der Symptomatik herrscht weitgehende Einigkeit in der ansonsten sehr gespaltenen und polarisierenden Fachwelt.
Kontrovers wird dabei diskutiert, ab welchem Ausmaß von einer Störung zu sprechen ist, nach der Menge an Kindern und Jugendlichen die davon betroffen sind, welche Ursachen zugrunde liegen und welche Behandlung folgen sollte.
In der Öffentlichkeit und auch in der Wissenschaft, ist teilweise ein fast religiös anmutender Streit entstanden.
Es stehen sich dabei die Vertreter eines primär medizinisch- (patho)genetischen Erklärungsansatzes – den Verfechtern sozial – psychologischer oder multifaktorieller Theorien gegenüber.
Das heißt: Die einen glauben, dass die Ursache in einer genetisch bedingten Hirnstörung liegt, die medikamentös erfolgreich behandelt werden kann.
Die anderen glauben, dass die Diagnose ADHS eine Modediagnose sei, die gar nicht vorhanden ist. Die Ursache sehen sie in den schlechten sozialen Rahmenbedingungen, in der erzieherischen Überforderung der Eltern und der ungesunden Ernährung der Betroffenen.
Streit um Gabe von Methylphenidat
Dabei ist die medikamentöse Behandlung mit Stimulanzien wie Ritalin, Medikinet und so weiter ein Kernpunkt des Streits.
Bei sogenannten ADHS-Erkrankten liegt ein Mangel an Dopamin im Gehirn vor, einem wichtigen Botenstoff, der für die Informationsübertragung zwischen bestimmten Nervenzellen zuständig ist. Methylphenidat stimuliert die dopaminhaltigen Nervenverbindungen, so dass die Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen wieder hergestellt wird. Dadurch können sich die Betroffenen besser konzentrieren und werden ruhiger.
Wirkung und Nebenwirkungen von Methylphenidat
Ein Methylphenidat Kosumierer erlebt als positive Wirkung, dass er weniger schnell ablenkbar ist und sich besser und ausdauernder konzentrieren kann.
Als Nebenwirkung bei Einnahme wird beschrieben, dass eine Veränderung der Kommunikation und des Sozialverhaltens eintreten kann, die Kreativität eingeschränkt ist, Appetitlosigkeit häufig vorkommt, es zu Blutdruckveränderungen kommen kann und es zu häufigem Schwitzen, Juckreiz und Haarausfall kommen kann.
Dazu kommt, dass nach dem Abklingen der Wirkung, die Symptome verstärkt auftreten können. Zusätzlich kann, bei einer längeren Einnahme, das Wachstum bei Kindern eingeschränkt werden.
All diese Nebenwirkungen werden in Kauf genommen nur um die Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen. Also um zum Beispiel in der Schule wieder zu „funktionieren“ und um den allgemein erwarteten Anforderungen Folge leisten zu können.
Er/Sie nimmt damit, bei freiwilliger Einnahme, all die Nebenwirkungen in Kauf. Er/Sie goutiert mit der Einnahme, dass er/sie es, nicht selbständig schaffen kann sich in einen anhaltenden konzentrierten Zustand zu versetzen. Der Glauben an sich selbst und all die vorhandenen Stärken, sinkt auf ein Minimum herab.
Alternative Behandlungsangebote
Wir von Genialico lehnen eine Gabe von Methylphenidat rundherum ab.
Wir plädieren für ganzheitliche Behandlungskonzepte, den Einbezug einer gesunden Ernährung, das Ändern von Lebens – und Arbeitsumständen, sowie den Einbezug der Familiensituation und der Bezugspersonen in die Therapie.
Dabei können psychische und soziale Probleme nicht mit einem chemischen Mittel gelöst werden. Viele Kinder brauchen in der heutigen Konkurrenz – und Konsumgesellschaft eine bessere Begleitung und Förderung, sowie Eltern, die vernünftige Grenzen setzen können – und keine forcierte Integration in Schul- und Arbeitsstress mit Hilfe eines Medikamentes.
Wichtig ist also unter anderem, dass es im Familienleben wieder feste Strukturen gibt.
Regelmäßige Essenzeiten, gemeinsame Mahlzeiten, Rituale.
All diese strukturgebenden Maßnahmen sind enorm wichtig, sodass ein Kind sich sicher und geborgen fühlt.
Fazit:
ADHS und das Ganze drumherum ist ein enorm polarisierendes Thema.
Lehrer stimmen der Einnahme von Methylphenidat bei ihren Schülern häufig zu, weil sie dann deutlich einfach zu lenkendere Schüler/innen vor sich haben.
Ärzte verschreiben das Medikament, weil sie dadurch einen schnellen Effekt beim Kind erzielen, und sich durch viele Studien der Pharmaindustrie, dahingehend bestärkt werden das „Richtige“ zu tun, weil viele Mediziner sich als „Symptombekämpfer“ sehen.
Eltern stimmen der Einnahme zu, weil sie sich dadurch, auch unbewusst, nicht mehr „schuldig“ am Leid des Kindes fühlen.
Die Pharmaindustrie verdient Milliarden an den Medikamenten. Und will dies weiterhin tun
Und das Kind?
Nun ja. Das Kind wird mit seiner, oft kritischen Meinung zum Medikament, nicht gehört.
Die Wirkungen und Nebenwirkungen hat es jedoch vollumfänglich zu tragen.
In unseren Augen ein Skandal!
Eine gute Zeit
wünscht
Michael Müller
Lerncoach, Gedächtnistrainer und Autor
Lerncoach – und Azubi-Coach-Ausbilder