Die Eltern haben wieder Hoffnung, denn 96 minus 2 ist 67, wenn ….
Was Inklusion auslösen kann ist erschreckend!
Aktuell findet bei uns – Michael und mir – ein Intensiv-Coaching mit einem 15-jährigen Mädchen statt. Ihre Eltern kamen vor einiger Zeit auf uns zu, nachdem eine Ärztin in Hamburg uns empfohlen hatte.
Der Schulabschluss ist für Ihre Tochter sicher nicht möglich
Der Grund, warum die Eltern für Miriam (Name geändert!) Unterstützung suchen, ist ein Eltern-Gespräch, welches kurz davor in der Schule stattgefunden hat. Es handelt sich um eine Gesamtschule, in der Miriam als Inklusionsschülerin seit der 5. Klasse „inkludiert“ ist.
Die Lehrer dieser Schule waren sich alle einig, dass es unmöglich ist, dass Miriam einen Schulabschluss schafft. Das schockte die Eltern sehr, da sie all die Jahre nicht einmal einen Hinweis in diese Richtung bekommen hatten. Leider fehlte auch jegliche Information über den Wissensstand von Miriam.
Selbst aktuell können die Lehrerinnen und Lehrer den Eltern keinerlei Informationen dazu geben.
Inklusion hört sich super an und wenn sie funktioniert ist es klasse
Inklusion bedeutete im Falle von Miriam, dass sie in einer „normalen Schulklasse“ – mittlerweile in der 9. Jahrgangsstufe – teilnimmt und sozusagen mitmacht. Beziehungsweise in bestimmten Fächern eine unterstützende „Förderlehrkraft“ an der Seite hat. Da diese allerdings erkrankt ist, sitzt Miriam seit einiger Zeit in dieser Klasse und bearbeitet – zum Teil Grundschul-Lernhefte – selbständig.
Das Selbstbewusstsein ist absolut im Keller
Im Erstgespräch merken wir, wie engagiert die Eltern sind. Wie viel sie bereits mit Miriam erarbeitet haben. Leider haben sie auch einige schreckliche Geschichten aus der Kindergarten- und Grundschulzeit von Miriam zu berichten. An allererster Stelle steht für beide Elternteilen, dass Miriam wieder selbstbewusster wird. Sie sich selbst wieder etwas zutraut. Leider nimmt sie in der Klasse auch nicht aktiv am Unterricht teil – zum einen, weil sie mit ihren eigenen „Förder-Aufgaben“ beschäftigt ist, zum anderen, weil sie sich nicht traut. Zu oft schon waren ihre Beiträge falsch und das Feedback negativ. Die mündliche Mitarbeit liegt sozusagen brach.
Für uns ist damit klar, dass wir wirklich sehr stark das Selbstbewusstsein von Miriam aufbauen dürfen, da wir ansonsten mit jeglichen Übungen in den verschiedensten Fächern keine Chance hätten.
Geniale schnelle Erfolge mit Gedächtnistraining
Wir lernen Miriam als sehr freundliches, höfliches und zurückhaltendes Mädchen kennen. Sie erzählt vorsichtig und sehr wertschätzend. Sie gibt niemandem die Schuld – was für eine schöne Art. Wir fangen mit verschiedenen Spielen an, um festzustellen, ob sie einen bevorzugten Lernkanal hat. Ja, diesen hat sie. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass sie ein visueller Lerntyp ist.
Um ihr einen Erfolg „zu verschaffen“, führen wir mit ihr die Körperliste – eine Technik aus dem Gedächtnistraining – durch. Mit dieser merkt sich Miriam zuverlässig die letzten 11 amerikanischen Präsidenten. Und für Miriam selbst unfassbar: sie kann sich ALLE merken. Sie strahlt über das ganze Gesicht – wir auch :-).
Es ist immer wieder wunderschön, wenn die Coachees sich entspannen, wenn sie merken, dass sie sich doch so viel merken können. Wenn sie merken, dass sie weder dumm noch lernbehindert sind und, dass es für sie (und aus unserer Sicht definitiv für jede und jeden) garantiert die passende – und das bedeutet – gehirn- und typgerechte – Strategien gibt.
Verschüttete Erfolge
Als nächstes war es für uns immens wichtig, Miriam weiter zu stärken. Dazu führten wir eine Mentaltechnik mit ihr durch. In dieser Technik verwenden wir bisherige Erfolge, die die Coachees bereits hatten. Und zu Beginn ist diese Übung oft sehr traurig für mich/uns. Vielleicht kannst Du Dir vorstellen warum? Es ist leider immer so, dass bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die oft negativen Feedbacks und Bewertungen bekommen, die bisherigen Erfolge nicht wirklich aus ihnen „raus sprudeln“. Ganz im Gegenteil dürfen wir Erfolg für Erfolg langsam „heraus kramen“. Für mich entsteht oft das Bild von „verschütteten Erfolgen“. Es sind unfassbar viele Erfolge da, allerdings liegen auf diesen ganz viele negative Rückmeldungen und Ergebnisse. Dadurch „ersticken“ diese und kommen nicht mehr zum Vorschein.
Allerdings ist es bei jedem von uns so, dass wir uns an neue Vorhaben, neue Strategien, neue Herausforderungen nur dann herantrauen, wenn wir gestärkt sind. Wenn wir wissen, was wir alles können und was wir schon alles bewerkstelligt und geschafft haben.
Die Übung mit Miriam funktioniert, nachdem wir doch 6 Erfolge wieder in Erinnerung rufen konnten, extrem gut. Wir sind just in der Minute fertig, als ihre Eltern zur Tür hereinkamen. Die Gesichter von Mama und Papa sprachen Bände :-). Positive Bände :-). Sie sahen ihre Tochter strahlend vor sich und das obwohl es um das so „blockierte Thema“ Lernen ging.
Die Eltern sind sehr dankbar, dass Miriam sich uns öffnete – das hätte es vorher in dieser Form nie gegeben. Ablehnung und Blockade waren bisherige Reaktionen. Natürlich gab Miriam im Beisein ihrer Eltern noch die letzten 11 amerikanischen Präsidenten zum Besten und verblüffte damit ihre Eltern ein weiteres Mal.
Danach „trafen“ wir Miriam zu weiteren Skype-Coachings.
Englisch kann ich gar nicht – ich kann mir keine Vokabel merken
Englisch könne sie gar nicht, teilte uns Miriam selbst mit. Somit war für uns klar, dass wir bei einem der ersten Skype-Coachings mit Miriam definitiv eine passenden Strategie für die englischen Vokabeln trainierten. Und auch hier war das Coaching wieder sehr locker und lustig und von sehr viel Lachen begleitet. Und, ich weiß nicht, wie oft ich in den letzten 10 Jahren es schon gesagt habe: Spaß öffnet alle Kanäle und Lernen wird so richtig leicht.
Du kannst Dir jetzt bestimmt schon vorstellen, dass Miriam die Vokabeln hammermäßig lernte. 20 Vokabeln in 45 Minuten. Ja, sie saßen perfekt. Und das bei einem Mädchen, dass seit der 5. Klasse glaubte, dass sie sich englische Vokabeln einfach nicht merken kann. Ich kann an dieser Stelle nur wieder sagen, wie unfassbar schön es ist, dieses Mädchen strahlen zu sehen. Zu sehen, wie sie wächst. Zu fühlen, wie sie sich immer mehr zutraut. Und den Stolz in den Augen aufblitzen zu sehen, wenn wir sagten: „Das wird Mama und Papa bestimmt vom Stuhl hauen“.
96 minus 2 ist 67 – stimmt!
Nach ein paar Skype-Sitzungen schlagen die Eltern von Miriam vor, dass sie gerne ein Intensiv-Coaching mit Miriam von uns durchführen lassen würden. Wir leben seit Oktober 2019 hier in Banyalbufar und die Eltern planten für ca. eine Woche in den Ferien zu uns zu kommen. Wir fanden die Idee genial und vereinbarten ein 5-tägiges Intensiv-Coaching mit ihnen und Miriam.
Aktuell befinden wir uns in diesem Intensiv-Coaching und, ganz ehrlich, ich freue mich jeden Tag riesig auf das Coaching mit Miriam. Warum? Weil es – ganz ehrlich – wirklich jeden Tag mega Erfolge gibt. Miriam ist einfach klasse und sie ist gerade überhaupt nicht mehr zu bremsen. Oft will sie gar keine Pause. Sie will weiter machen. Jeder Lerncoach weiß jetzt, ja, wir haben es auch bei Miriam geschafft, den Motivationskreislauf in Gang zu bringen :-).
Eine Geschichte aus den letzten Tagen möchte ich Dir noch erzählen (die anderen folgen bestimmt noch in weiteren Beiträgen ;-)):
Rechnen sei ein großes Thema erzählen uns die Eltern von Miriam zu Beginn des Intensiv-Coachings. Selbst an kleinsten Aufgaben scheitere Miriam schon. Okay, dann steht Rechnen schon mal auf dem Plan (neben Rechtschreibung, Textverständnis, Englisch & Co.).
Wir beginnen mit ein paar einfachen Aufgaben und stellen fest, dass Miriam, die als zweite große Komponente als Lerntyp auch kinästhetisch ist, Zahlen unterschiedlich mag. Zudem merken wir beim Versuch des Kopfrechnens, dass Miriam sich die Zahlen nie vorstellt und deshalb so gut wie jedes Mal beim Rechnen scheitert. Kein Wunder, oder? Wenn Du die Aufgabe nicht siehst, wenn Du die Zahlen nicht siehst – wie sollst Du damit bitte schön rechnen?
Wir fragen Miriam immer nach der Farbe der Zahlen, die sie sich beim Kopfrechnen vorstellen darf und merken, cool, das funktioniert. Ja klar, es dauert ein wenig – völlig logisch – und, genial, es funktioniert.
Miriam wagt sich jetzt an „größere Zahlen“. Auch das ist ein bei uns immer wieder auftauchendes Thema. Kinder und Jugendliche haben Angst vor dem 10er-Übergang und/oder vor „großen Zahlen“. Diese nehmen wir Miriam schnell und zeigen ihr, dass letztendlich jede Zahl einfach ist und vor allem, dass das Rechnen immer gleich leicht ist, egal welche Zahl auf dem Blatt steht.
Nach einigen Additionsaufgaben, die immer besser von Miriam gelöst werden und sie mit einer logischen Strategie wirklich sehr gut klar kommt, wagen wir uns an Minus-Aufgaben.
Plötzlich stellen wir fest, dass Miriam die Zahlen ab 30 verkehrt herum sieht. Das bedeutet, anstatt 84 sieht sie 48 und rechnet natürlich dann damit. und nicht nur das, sie vertauscht auch 9 und 6.
„Wow, spannend!“ ist mein erster Gedanken.
Feststellen konnten wir dieses „Phänomen“ anhand der Rechnung „96 – 2“ die Miriam mit wirklich sehr überzeugter Stimme mit „67“ beantwortete. Natürlich stimmt dann ihre Rechnung, denn das Ergebnis von 69 – 2 ist definitiv 67. Das bedeutete nicht das Rechnen ist die Ursache der bisherigen falschen Ergebnisse, sondern das „verdrehte Zahlen“ sehen. Ein Phänomen, das wirklich viele Schülerinnen und Schüler plagt. Vor allem – beziehungsweise noch mehr – Kinder, die fremdsprachig, zum Beispiel in einem anderen Land, aufgewachsen sind – wie auch Miriam.
Die Lösung war nun sehr einfach: wir durften mit ihr die Zahlen trainieren und auch das über den visuellen Lernkanal. Wow, was für ein schöner Erfolg und ganz viele Rechenerfolge bei Miriam. Das Strahlen in ihrem Gesicht, nach jedem wieder richtigen Ergebnis …. – unbezahlbar.
Bestimmt erscheint schon bald ein weiterer Beitrag zu Miriams Intensivcoaching, denn ich und wir glauben, dass diese oft wirklich nur Kleinigkeiten, die dann große Folgen nach sich ziehen, viele Kinder und Jugendlichen betreffen. Und, wie Du hier liest, gibt es immer wirklich einfache Lösungen.
Ich fühle mich sehr glücklich, denn es ist so schön, täglich in jedem Coaching die enormen Fortschritte von Miriam zu sehen.
Ein schönes Feedback, welches die Mama von Miriam gerade sagte: „….. und wie Du strahlst, wie positiv du an das Schreiben der Vokabeln ran gehst ….. DANKE! Was ihr in diesen 5 Tagen geschafft habt, hätten wir nicht im Traum erwartet.“
Ich wünsche mir ganz viele solcher Erlebnisse, denn diese sind genau der Grund, warum Michael und ich uns für Genialico entschieden haben.
Bis ganz bald!
Liebe Grüße
Deine
Alexandra
Lerncoach – Kinder- und Jugendcoach
Azubi-Coach, LifeKinetik-Trainerin
Gedächtnistrainerin
Autorin und Lerncoach-Ausbilderin