Wenn wir in unseren Seminaren, die Schüler*innen fragen, wer denn schon einmal gehört habe, dass er/sie sich nicht konzentrieren könne, dann bejahen dies alle Teilnehmer*innen.
Denn der Begriff Konzentrationsschwäche wird teilweise inflationär gebraucht. Dabei wird sehr schnell diese Begrifflichkeit verwandt, wenn das Kind leicht abgelenkt wirkt, es vergesslich erscheint, es sich zerstreut zeigt, es unaufmerksam wirkt, es kaum Geduld hat, es Motivationsprobleme hat etc.
All diese Verhaltensweisen führen dazu, davon zu sprechen, dass ein Defizit an Konzentration bestehen würde.
Dies hat oft sehr schwer wiegende Folgen: denn dieser, von etwa Experten (Lehrer*innen) ausgesprochene Vermutung, wird sehr oft als „Wahrheit“ angesehen. Der oder die Schüler*in transformiert diese Vermutung als Wahrheit und benimmt sich in Zukunft also so.
Ein negativer Kreislauf entsteht
Dadurch wird ein negativer Kreislauf in Gang gesetzt und das Kind „glaubt“ nun unter Konzentrationsschwäche zu leiden und verhält sich dementsprechend. Die Noten sind aufgrund dessen nun einmal schlecht und bei der nächsten Klausur geht es mit den Gedanken an die eigene Konzentrationsfähigkeit in die Prüfung und erhält sehr wahrscheinlich wieder eine schlechte Zensur.
Der negative Glaubenssatz „ich habe eine Konzentrationsschwäche“ erhärtet sich und in Zukunft wird er stärker und stärker.
Dabei wäre es so wichtig, die Bewertung zu hinterfragen und sich die eventuelle Klausur sich einmal genau anzuschauen und zu überprüfen, ob die schlechte Zensur vielleicht auf andere Gründe zurück zu führen ist.
Also etwa, „ich habe mit langweiligen Lernstrategien gelernt, ich habe mich nicht gut genug vorbereitet, ich war emotional abgelenkt, ich habe schlecht geschlafen u.s.w.“
Diese neue Bewertung führt dazu, dass in diesem Fall der negative Glaubenssatz „Ich kann mich nicht konzentrieren“ sich nicht nachhaltig manifestiert.
Nicht immer ist es so, dass die betitelte Konzentrationsschwäche auch wirklich im herkömmlichen Sinn eine ist.
Häufige Gründe, die sehr oft hinter der „Konzentrationsschwäche“ stecken:
Langweilige Lernstrategien
Über – und Unterforderung
Emotionale Probleme
Physische Schwierigkeiten
Antipathie dem/der Lehrer*in gegenüber
Schlafmangel
Einseitige Ernährung
Bewegungsmangel
Falscher Lerntyp wird angesprochen
Flüssigkeitsmangel
Schlechte Umgebungsbedingungen
Stress
Ablenkung
und so weiter.
Wie leicht zu erkennen ist, gibt es mannigfaltige Gründe für einen Mangel an Konzentration.
Deshalb ist es wichtig, sich immer sehr viele Facetten eines Geschehens anzuschauen und darauf möglichst individuell zu reagieren.
Allgemeine Konzentrationsfähigkeit bei Kindern
Zunächst einmal ist es wichtig, dass die ungefähren Zeiten für die Konzentrationsfähigkeit benannt wird.
Sie beträgt bei Kindern von
5-7 Jahren 15 min
7-10 Jahren 20 min.
10 – 12 Jahren 25 min.
12 – 16 Jahren 30 min.
Dies ist wichtig als groben Anhaltspunkt im Kopf zu haben.
Dann, wie schon erwähnt, ist es absolut hilfreich, auf alle Einflussfaktoren zu achten. Also sich alle Umstände gleichwertig anzuschauen und sich erst dann ein Urteil zu bilden.
Hin zur Konzentrationsstärke
Zusätzlich erleichtert es die Konzentrationsfähigkeit, wenn
- Ziele geplant werden
- Teilschritte festlegt sind
- die zu lernenden Sachgebiete und Tätigkeiten gewechselt werden (etwa zunächst Englisch, dann Chemie und dann Französisch, anstatt 2 Sprachen hintereinander zu lernen)
- der Lernplatz variiert wird (man kann überall lernen, erhöht den Spassfaktor)
- Ablenkungsmöglichkeiten beseitigt werden( evtl. Eintrittskarte vom Bayern Spiel etc.)
Fazit:
Dass ein Kind sich abgelenkt zeigt und nicht konzentriert am Unterricht teilnimmt, kann mannigfaltige Gründe haben.
Wichtig ist es, ihm nicht vorschnell eine Konzentrationsschwäche zu attestieren, um auf das dann mit „schablonenartigen Hilfsangeboten“ zu reagieren.
Stattdessen bringt es sehr viel, sich das Verhalten des Kindes ganzheitlich anzuschauen und darauf individuell zu reagieren.
Mit den oben genannten Tipps gelingt es leicht.
Dabei ist es auch von Wichtigkeit, welches Vorbild die Eltern abgeben.
Denn unsere Kinder schauen sich alles ab.
Eine schöne Zeit
wünscht
Ihr
Michael Müller
Lerncoach, Gedächtnistrainer und Autor
Lerncoach- und Azubi-Coach-Ausbilder
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