Genialico Adventskalender #13:
Sind „Rabeneltern“ die besseren?
Kurz gesagt: Wenn es um Schule und das Lernen geht, lautet die Antwort definitiv „Ja„!
Doch wie kommen wir denn zu so einer vermeintlich harten Aussage?
Zuallererst sollten wir uns damit befassen, was „Rabeneltern“ überhaupt bedeutet.
Die negative Konnotation reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück und soll durch eine falsche Interpretation einer Bibelstelle entstanden sein (Heidenfelder & Aufmkolk, 2020).
Weit verbreitet versteht man unter der Bezeichnung schlechte Eltern, die sich nicht um ihre Kinder kümmern und diese im Stich lassen.
Schaut man sich dazu allerdings die echten Raben-Eltern an, zeichnet sich ein anderes Bild.
Raben sind sehr fürsorgliche Eltern, die jungen Raben kommen blind und hilflos zur Welt – Mutter und Vater kümmern sich eine Zeit lang sehr vorbildlich um die Neugeborenen. Es ist allerdings tatsächlich häufiger zu beobachten, dass junge Raben außerhalb des Nestes auf Ästen oder dem Boden sitzen, ohne direkt fliegen zu können. Ist es nicht das, was der Begriff „Rabeneltern“ beschreibt? Das hilflose Aussetzen und Fallenlassen der Kinder? Auch in dieser Zeit sind die Eltern immer in der näheren Umgebung, falls die Jungtiere Hilfe benötigen. Allerdings sind die kleinen Raben von da an keine Nesthocker mehr, sie lernen selbstständig sein, sind für ihren Fortschritt selbst verantwortlich und das wird ihnen von ihren Eltern auch zugetraut – sie sind dabei allerdings nie hilflos aufgeschmissen, die Rabeneltern sind zur Stelle, sobald die jungen Vögel Hilfe benötigen.
Statt eines Fallenlassens in die Hilflosigkeit ist also viel eher ein für die eigene Zukunft unterstützendes Loslassen zu beobachten.
Und warum erzählen wir Dir hier etwas von jungen Raben und ihren Eltern?
Selbstverständlich ist die Entwicklung von jungen Raben nicht unmittelbar mit der Entwicklung Deines Kindes gleichzusetzen. Der Hintergrund der Raben-Eltern eignet sich jedoch hervorragend zur Veranschaulichung unserer häufig getätigten Aussage, wie wichtig das Loslassen der Kinder ist und dass hierbei Loslassen nicht Fallenlassen bedeutet.
Der Begriff „Rabeneltern“ ist fälschlicherweise negativ konnotiert. Er sollte stattdessen viel mehr eine positive Beschreibung einer fördernden Erziehung sein.
Oft erfahren wir in unseren Coachings und Workshops von den Kindern, dass die Mutter oder der Vater, beim Lernen dauerhaft dabei ist.
Das fördert in keinster Weise die Motivation der Kinder, es lässt sie überhaupt nicht selbstwirksam sein. Das heißt, dass sie zumeist keinerlei Verantwortung für die Noten übernehmen. Egal, ob sie gut oder schlecht ausgefallen sind. Denn die „Mama“ oder der „Papa“ waren doch dabei und haben ein gehöriges Maß zur Note beigetragen. Dies ist tatsächlich sehr häufig zu beobachten, auch wenn dieser Vorgang teils unterbewusst abläuft.
Die Motivation sinkt zumeist enorm, da die Kinder und Jugendlichen weder wirkliche eigene Erfolge erreichen, noch mit ihren eigenen Konsequenzen umgehen dürfen. Verantwortung für das eigene Handeln und besonders für alle Angelegenheiten, die die Schule betreffen, ist enorm wichtig für die Entwicklung Deines Kindes, wie auch für die Motivation und den nachhaltigen Lernerfolg.
Dabei haben diese Eltern sicher eine gute Absicht – wollen sie doch ihr Kind beim Lernen unterstützen und das Beste für sie oder ihn. Die Absicht ist positiv – leider ist das Ergebnis oft negativ.
Denn alle Eltern sollten bedenken:
Niemand kann Ziele für andere haben. Ziele sind immer nur selbst zu setzen und zu erreichen!
Wenn Dein Kind eigene Ziele hat und verinnerlicht, dass es die einzige Person ist, die für die Zielerreichung die Verantwortung hat, kann immense intrinsische Motivation entstehen. Wenn das Kind / der*die Jugendliche dann das selbst gesetzte Ziel erreicht, nimmt er*sie den Erfolg auch wirklich als eigenen wahr, woraus ebenso Motivation entsteht. Außerdem findet dabei auch eine Entwicklung der Selbstorganisation und Fähigkeit zur Evaluation des eigenen Handelns statt.
Wichtig: Loslassen heißt nicht Fallenlassen! Wenn Dein Kind gezielte Fragen hat, ist es super schön, wenn Du es dabei auch gezielt unterstützt – allerdings auch nur dabei, nicht in Form einer selbstverständlichen Involviertheit.
Eine schöne Zeit!
Euer
Genialico-Team
Alexandra Aldinger, Michael Müller & Maximilian Aldinger
Quellen zu den echten Raben-Eltern:
Heidenfelder, C. & Aufmkolk, T. (2020, 19. August). Erziehung – Rabeneltern. Planet Wissen. Abgerufen am 13. Dezember 2022 von https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/lernen/geschichte_der_erziehung/pwiewissensfrage496.html
Vieweg, M. (2017, 20. August). Woher kommt der Ausdruck „Rabenmutter?“. wissenschaft.de. Abgerufen am 13. Dezember 2022 von https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/woher-kommt-der-ausdruck-rabenmutter/