Ungerechtes Bildungssystem: Ein Junge will nach oben
Seine Lehrer wollten ihn auf die Hauptschule schicken. Doch seine Mutter glaubte an ihren Sohn, verschuldete sich, stritt sich mit Behörden, ertrug Demütigungen. Inzwischen hat René Schönfelder ein Einser-Abitur, einen Einser-Uni-Abschluss und promoviert. Eine sehr deutsche Bildungsgeschichte.
Hätte er auf seine Grundschullehrer gehört, dann hätte er die Hauptschule besucht. Dann wäre er jetzt wahrscheinlich Koch und kein Doktorand mit Einser-Abitur und Einser-Uni-Abschluss, Jahrgangsbester sogar.
Was René Schönfelder in seiner Schulzeit in Hamburg erlebte, zeigt wie Lehrer und Behörden immer wieder Schüler aussortieren, weil deren Eltern vielleicht arbeitslos sind, weil sie schlecht Deutsch sprechen oder weil sie in kleinen Mietwohnungen leben ohne Bücherregal, Zeitungsabo und Theater-Dauerkarte. Seine Geschichte zeigt aber auch, was Lehrer, Beamte und Eltern tun können, um das zu verhindern.René Schönfelder ist heute 28 Jahre alt, groß, kräftig, sehr freundlich. Er spricht nicht gern über sich und das, was er erreicht hat, er hört lieber anderen zu. Er erzählt jetzt nur, weil er ein Ziel hat: Er möchte, dass es mehr Kinder wie er an die Uni schaffen. Kinder, deren Eltern nicht studiert haben. Denn Arbeiterkinder sind hierzulande unterrepräsentiert an Gymnasien und Hochschulen; immer wieder rügen Untersuchungen wie die Pisa-Studie Deutschlands ungerechtes Bildungssystem, am Dienstag kommen die aktuellen Ergebnisse. Schönfelder möchte verhindern, dass die Vergangenheit der Kinder über ihre Zukunft bestimmt. Denn wer kann schon was für seine Herkunft? Und was sagt die überhaupt über Talent aus?