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Sitzenbleiben ist teuer und unwirksam
- Laut einer Studie aus den Niederlanden kostet das Sitzenbleiben in der Schule die dortigen Steuerzahler jährlich etwa 500 Millionen Euro.
- Auch in Deutschland diskutieren Wissenschaftler und Lehrer seit Jahren über Sinn und Unsinn der schulischen Ehrenrunde.
- Im Schuljahr 2013/14 sind in Deutschland etwa 150 000 Schüler durchgefallen.
Letztlich war es ein Missverständnis. Als SPD und Grüne 2013in Niedersachsen über eine Koalition verhandelten, sickerte die Information durch, dass die künftigen Partner das Sitzenbleiben an Schulen für unnötig hielten. Die mediale Diskussion, auch in der SZ, kam schnell und lautstark – dabei hatten sie das in Hannover doch gar nicht so gemeint. Auf Anfrage erklärt heute eine Sprecherin des Kultusministeriums, man habe nie geplant, die schulische Ehrenrunde abzuschaffen. „Wir wollen das Sitzenbleiben durch individuelle Förderung überflüssig machen.“
Also falscher Alarm, damals. Doch nun gibt es eine aktuelle Studie aus den Niederlanden, die die Diskussion auch hierzulande wieder anstacheln könnte. Das Centraal Planbureau (CPB) hat berechnet, dass das Sitzenbleiben die niederländischen Steuerzahler jährlich etwa 500 Millionen Euro kostet. Das entspricht demnach etwa drei Prozent der Gesamtausgaben, die jährlich für die Schulen anfallen. Der Staatssekretär für Bildung, Sander Dekker, sagt dazu: „Sitzenbleiben ist eine altmodische, teure und nicht-motivierende Art und Weise, Schüler ‚bei der Stange‘ zu halten.“Schulalltag Die nervigsten Lehrer-Typen
Kurzum: Sitzenbleiben ist unwirtschaftlich und gehört abgeschafft. Diese vorwiegend ökonomische Argumentation wird auch gestützt von der letzten Studie, die sich in Deutschland mit dem Problem befasst hat. 2009 kam der Bildungsforscher Klaus Klemm im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zu dem Ergebnis: „Knapp eine Milliarde Euro geben die deutschen Bundesländer insgesamt jährlich für Klassenwiederholungen aus.“ Sitzenbleiben sei nicht nur teuer, sondern auch unwirksam.