Hauptsache DAGEGEN – so wird der Familienalltag deutlich entspannter
Kennen Sie das auch? Hauptsache DAGEGEN scheint oft das Motto von so manchen Sprösslingen zu sein. Ich erinnere mich an ein Telefongespräch mit einer sehr guten Freundin. Sie erzählte mir von Ihrer Tochter und einem Gesprächsverlauf zwischen Ihnen beiden. Schlussendlich sagte meine Freundin: „egal, was ich gesagt hätte, es wäre alles falsch gewesen.“
Ja, das kenne ich von meinem Junior auch und in unseren Eltern-Seminaren und -Coachings hören wir laufend diese und ähnliche Schilderungen.
Und dann hören wir immer die Begründungen der Eltern: „Das ist wohl die Vor-Pubertät“ oder „Das muss wohl so in der Pubertät so sein“.
Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass dieses Verhalten sehr lange anhält? Vor-, Haupt- und nach-Pubertät ;-). Nur zu manchen Phasen wird dieses „Anti-Verhalten etwas heftiger und da gehört die Pubertät bestimmt dazu. Kein Wunder, denn der Körper wird in dieser Phase ja auch ziemlich „unter Stress“ gesetzt.
Für mich kam der erleichternde Aha-Effekt in einer Fortbildungs-Veranstaltung. Dort wurde uns Teilnehmerinnern und Teilnehmern erklärt, dass es den „Gleich-Beispiel-Sortierer“ und den „Gegen-Beispiel-Sortierer“ gibt.
Bei unserer Unternehmens-Gründung von Genialico, einem Lernerfolgs-Unternehmen beschlossen wir, dass wir diese Kenntnis nicht für unsere Eltern-, Lehrer-, Coach-, Trainer und Kinder-Workhops einsetzen würden. Wir hielten es für nicht notwendig.
Bei unserem ersten „Wissen-Staubsauger“ wurden wir eines besseren belehrt :-). Ein damals,12-jähriger widersprach bei allem, was wir sagten. Ich stellte eine sehr erfolgreiche und lustige Gedächtnis-Trainings-Strategie vor und schloss meine Erklärungen mit: „das ist wirklich eine coole Strategie“ ab. Jakob sagte: „nein“. Wenn das einmal vorkommt, ist das sicherlich seine Meinung und völlig okay. Seine „Dagegen-Aussagen“ kamen allerdings am laufenden Band.
Als weitere Strategie stellte ich die A-Z-Liste von Vera F. Birkenbihl vor. Ich sagte:“Wie viele verschiedene Baumarten fallen Euch ein? Schreibt aus dem Gefühl heraus eine Zahl auf das Blatt – oben rechts.“ Alle Kinder schrieben die Zahl auf Ihre A-Z-Liste. Jakob natürlich oben links. Dann war meine Aufforderung: „Schaut jetzt über die Buchstaben des Alphabets und immer, wenn Euch eine Baumart mit diesem Anfangsbuchstaben einfällt, dann schreibt ihr diese in die Zeile dahinter – es dürfen auch mehr in einer Zeile sein. Und los.“ Mein Blick fiel auf Jakobs Blatt – dort stand die Zahl 7. Ich sagte:“Jakob glaubt, dass er sieben verschiedene Baumarten kennt.“ Jakob sah mich daraufhin keck an und sagte:“Nein, ich weiß mehr!“ 🙂
Jetzt war klar, dass er zu der „Gattung“ der „Gegen-Beispiel-Sortierer“ gehört und somit war für uns klar, dass diese Technik ein Muss für jedes Training ist. Bis heute verwenden wir dieses Wissen und die passende Technik dazu, wie sie weiter unten finden, an.
Was ist ein Gegen-Beispiel-Sortierer?
Es ist ein fürchterliches Wort, finde ich. Ich suche schon länger nach einem neuen Wort für diese Art von Menschen. Ja, genau, es ist einfach eine Art, die wir haben – auch wir Erwachsenen. Und zu wissen, was hinter dieser Bezeichnung steckt, ist ultra entspannend. Der Gegen-Beispiel-Sortierer geht gerne gegen Aussagen, manchmal unterschiedlich je Person. Das ist einfach eine Verhaltensart. So, wie es blonde, brünette, braunhaarige Menschen gibt, gibt es den „Gegen-Beispiel-Sortierer“ und den „Gleich-Beispiel-Sortierer“.
Bei mir zuhause sind wir zu dritt mit dieser Art – ja, Sie grinsen zurecht. Das ist oft sehr spannend und in Stress-Situationen auch mal anstrengend und schlimmstenfalls explosiv ;-). Und das, obwohl wir alle drei wissen, dass das unsere Art ist, wenden wir sie weiter an. Da kann keiner wirklich aus seiner Haut und muss ja auch niemand.
Wichtig zu wissen ist, dass hinter diesem Verhalten keine böse Absicht steckt, auch nicht die Absicht, jemanden zu ärgern oder zu reizen.
Interessant ist, dass das Wissen um diese besondere Art der Schlüssel für einen entspannten Familienalltag ist.
Ein Erlebnis das zu diesem Verhalten absolut passt, passierte uns vor circa 2 Jahren, als wir für unseren bevorstehenden Umzug an den See ein Haus besichtigt hatten. Mein Eindruck war, dieses Haus hat meinem Sohn, meinem Mann und mir sehr gut gefallen. Das sagte ich dann auch im Auto sehr zufrieden bei der Heimfahrt. Von hinten kam dann – klar für den „Gegen-Beispiel-Sortierer“ – alles haarklein mündlich aufgelistet, was mein Sohn an diesem Haus alles nicht so toll fand.
Ich resümierte: „Stimmt, so toll war es wirklich nicht.“ Richtig witzig war dann die Aussage darauf von meinem Sohn: „Warum?“
Jaaaaa, so ist das mit den „Gegen-Beispiel-Sortierern“ – immer dagegen – und wenn ich nach solchen Unterhaltungen später darüber nachdenke, lache ich mich regelmäßig kaputt. Es ist immer der gleiche Film.
Auch bei mir ;-). Ich werde nie diese Situation vergessen: wir waren zu einem Vortrag in der Aula einer Schule mit ca. 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. In der ersten Reihe saß der Rektor der Schule. Wir waren in unserem Element. Wir ernteten viel Lachen und Applaus – eine geniale Stimmung. Dann an einer Stelle im Vortrag sagte ich: „das brauche ich jetzt nicht auf das Blatt am Flipchart zu zeichnen, das können sie sich alle bestimmt vorstellen“. Da hörte ich die leise Stimme des Rektors in meine Richtung: „Weil sie es nicht können“. Puuuuhhhh ….
Was machte ich? Genau, ich konnte nicht anders, als das Gesagte auf das Flipchart-Papier zu zeichnen. Tja, so ist das eben. Einmal sagte mein Mann zu mir: „schade, dass Du keinen Blaubeeren-Pfannkuchen machen kannst“. Mein erster Gedanke war: „ja klar, er will mich nur dazu bringen, dass ich jetzt einen Blaubeeren-Pfannkuchen mache.“ 🙂
Als nächstes stieg ich ins Auto, um Blaubeeren zu holen. 🙂
So entspannt sich das Familienleben
Achten sie, wenn sie solche Gegen-Beispiel-Gattungen um sich herum haben, auf Ihre Sprache. Formulieren Sie einfach anders.
Wenn ich zu meinem Sohn sage: „Bestimmt reicht Dir im Zeugnis eine vier in Englisch“ 🙂 … Richtig, dann wird er dagegen gehen. Auch die Aussage: „Ich glaube nicht, dass Du es schaffst jetzt mal 10 Minuten ruhig zu sein und die Aufgabe erledigst“ war in unseren Lernerfolge-Trainings schon ganz oft sehr erfolgreich :-).
Wichtig für Sie
Es steckt hinter diesem Verhalten ganz sicher keine böse Absicht. Es ist einfach nur eine Art. Und Sie probieren jetzt ganz einfach neue Formulierungen aus und ich freue mich auf die Erfolge im Kommentar oder per Mail an: info@genialico.de.
Und was ist der „Gleich-Beispiel-Sortierer“?
Das ist der gefühlt „angenehmere“ Typ, denn sie oder er pflichtet sehr oft bei, antwortet oft mit „ja, finde ich auch“ oder „das habe ich auch schon oft erlebt“ oder so ähnlich.
Gestern hat uns eine 18 jährige Schülerin im Einzelcoaching erzählt, nachdem ich die Vermutung geäußert habe, dass sich das Verhalten ihrer Mama nach „Gegen-Beispiel-Sortiererin“ anhört, dass sie letztes Mal ihre Mutter fragte, ob ihr Freund zum Essen bleiben dürfe, was sie mit „ach ne“ beantwortete. Als die Mutter dann zum Essen rief fragte sie ganz erstaunt, wo denn der Freund sei. 🙂
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie mit diesem Tipp eine ganz tolle und entspannte Zeit.
Herzliche Grüße
Ihre
Alexandra Aldinger
Liebe Alexandra, das klingt wirklich seeeehr spannend! Ich glaube, wir sind hier mit mind. 3 Gegenbeispielsortierern 😉 Darüber würde ich gern mehr wissen – kannst Du Literatur dazu empfehlen?
Ich probiere heute mal aus, anders herum zu formulieren 🙂
Liebe Grüße
Christine
Liebe Christine,
ja, das ist wirklich sehr spannend! Literatur kenne ich dazu nicht und ich weiß aus unseren vielen Seminaren und Ausbildungen, dass es perfekt funktioniert und gebe diesen Tipp gerne weiter.
Vor allem in Familien bringt das extrem Entspannung.
Viel Erfolg!
Sonnige Grüße
Alexandra