Setzen sechs!
Mein Französisch Lehrer und ich
Wir alle haben, natürlich in früheren Zeiten, Lehrer kennengelernt, die uns teilweise das Fürchten gelernt haben.
Ich erinnere mich noch genau an meinen Französisch Lehrer, denn dieser hatte ein besonderes Vergnügen daran eine Dramaturgie herzustellen, die mir Schweissausbrüche verschaffte.
Er gestaltete sie wie folgt: Zunächst nannte er die Namen der Schüler, die eine tolle Note in der Klausur erzielt hatten. Er beglückwünschte sie und stellte ihren Ehrgeiz heraus.
Sukzessive gelangte er von den Schülern mit einer mittelmäßigen Note zu denjenigen, zu denen ich oft gehörte.
Bei der Verkündigung dieser Namen ließ er sich extrem viel Zeit, scherzte mit den anderen und ließ die Mitschüler raten „wer denn nun diesmal den Vogel abgeschossen habe“?.
Das Lachen der erleichterten Mitschüler, die sich nun nicht im Fokus sahen, schwoll sehr an und es machte sich eine gelöste Stimmung breit.
Ich erinnere mich daran, dass ich mich dieser Freude nun überhaupt nicht hinzugeben vermochte, erwartete ich doch, dass zugleich meine Name genannt wurde und sich schallendes Gelächter bei der Benennung meiner Note breit machte.
Was für eine Schmach für mich.
Ich entwickelte Stress bis ins Bodenlose. Dieser Stress und die Unruhe die mich überwältigte ließen mich auch in Zukunft nicht zuversichtlich ans Werk gehen und meine nächsten Noten gestalteten sich wieder negativ und ein Kreislauf entstand.
Mit jeder schlechten Note und mit dem Wissen auf die Reaktion darauf, sank mein Selbstvertrauen und die Lebensqualität wich.
Dieser Lehrer ist mir absolut „haften“ geblieben und ich möchte, dass die Kinder, im Gegensatz zu mir, in Zukunft einen positiven, lehrreichen, abwechslungsreichen, spaßigen und nachhaltigen Unterricht erhalten.
[Tweet „Denn diese Schüler werden zu Erwachsenen, geben das Erlebte weiter und sind unsere Zukunft.“]
Sie haben es verdient, gut und zuversichtlich unterrichtet zu werden!
10 Tipps für Lehrer, die Schüler gerne unterrichten:
1. Tipp : Methodenvielfalt
Die Schüler dürfen viele unterschiedliche Lernstrategien vermittelt bekommen, die sie dabei unterstützen selbständig zu arbeiten und ihren Lernfortschritt zu verfolgen.
Werden Gruppen- und Partnerarbeiten von den Schülern zur effektiven Arbeit genutzt?
Werden besondere Methoden zur Motivation eingesetzt und sind diese hilfreich?
Ist der Lernertrag der unterschiedlichen Methoden sinnvoll?
2. Tipp : Individuelles Fördern
Wichtig ist es, den jetzigen Lernstand der Schüler zu überprüfen um auf sie individuell eingehen zu können.
Die individuellen Lernbedürfnisse der einzelnen Schüler gehören berücksichtigt. Die Erkennung von Lernschwierigkeiten einzelner Kinder, wiederum erkannt und behoben. Schwächere Schüler dürfen unterstützt und stärkere besonders gefördert werden.
3. Tipp : Intensive Nutzung der Lernzeit
Die Unterrichtszeit darf optimal genutzt werden um möglichst effektiv zu sein. Wird konzentriert gearbeitet? In welchen Zeiten sind die Schüler wacher und in welchen weniger? Wie darf ich das nutzen? Eine klare Vermittlung von Arbeitsphasen während des Unterrichtes ist
vonnöten. Wann treten Disziplin-Störungen auf? Gibt es lernhinderliche Prozesse und Zeitverzögerungen?
Wird die zur Verfügung stehende Lernzeit von jedem Schüler optimal genutzt?
4. Tipp : Lernförderliches Betriebsklima
Herrscht im Unterricht eine zufriedene Grundstimmung und eine positive Arbeitshaltung vor? Arbeiten die Schüler gemeinschaftlich oder individuell und gegeneinander? Bestimmt Höflichkeit und Respekt den Schulalltag?
Was trägt der Lehrer zu einem lernfördernden Betriebsklima bei? Zeigt es sich authentisch und gerecht? Räumt der Lehrer Schülern Mitbestimmungsrechte ein? Trifft er Zielvereinbarungen und Regelabsprachen mit der Lerngruppe? Ist er am Austausch
mit den Schülern interessiert? Ist es ihm wichtig, deren Meinung zu erfahren und gegebenenfalls umzusetzen?
5. Tipp : Intelligentes Üben
Sind Übungsphasen fester Bestandteil des Unterrichtes? Werden variable und phantasievolle Übungen vorgesehen? Gibt der Lehrer Hinweise wie die Schüler die Übungen durchführen sollen? Schaffen es die Schüler die Übungen nachhaltig im
Langzeitgedächtnis zu verankern?
6. Tipp : Sinnstiftende Unterrichtsgespräche
Haben die Unterrichtsgespräche einen „Mehrwert“ für die Schüler? Das heißt, erkennen sie die Bedeutung des Lernthemas?
Haben die Schüler die Möglichkeit, eigene Gefühle, Erfahrungen und Einstellungen einzubringen? Werden die Schüler dazu animiert, weiterführende Aspekte und Fragen zu benennen und zu erörtern? Kommt es zu gegenseitigem Austausch mit Mitschülern?
Werden unterschiedliche Gesprächsformen verwendet? Wird auf der Grundlage fundierter Kenntnisse argumentiert?
7. Tipp : Schüler Feedback
Werden gemeinsame Fragestellungen und Beurteilungskriterien eingeholt, ausgewertet und umgesetzt? Gibt es unterschiedliche Arten des Feedbacks?
Wird gemeinschaftlich Fragestellungen und Beurteilungskriterien entwickelt?
8. Tipp : Klare Leistungserwartungen und Kontrollen
Lernerfolgskontrollen gehören mit den Schülern vereinbart, um sicherzustellen, dass der Schüler über seinen derzeitigen Leistungsstand informiert ist.
Dabei sollten die Leistungsbewertungen transparent begründet werden.
Sind die Kontrollen so angelegt, dass auch schwächere Schüler Erfolgserlebnisse erzielen können?
9. Tipp : Klare Strukturierung des Lehr- und Lernplanes
Erkennt der Schüler jederzeit den roten Faden des Lernthemas?
Ist das Ziel des Unterrichtes für die Schüler klar? Sind die Aufgaben präzise gestellt und für die Schüler transparent? Ist die Lehrersprache verständlich?
Sind die Unterrichtsschritte für den Schüler erkennbar und weiß er an welcher Stelle des Lernprozesses sich die Lerngruppe befindet? Sind die Lernmaterialien
gut strukturiert und übersichtlich?
10. Tipp : Stimmigkeit der Inhalts.- , Ziel.- und Methodenentscheidung
Passen die Methoden zu den Zielen? Sind die Ziele präzise formuliert?
Werden unterrichtliche Maßnahmen schülerspezifisch angewandt?
Gibt es Brüche und Widersprüche? Sind die Ziele fachlich vertretbar?
Stimmt das Timing? Ist erkennbar, dass die Unterrichtsziele funktional aufeinander bezogen sind?
Fazit :
Bitte verstehen sie mich richtig : ich bin in vielen Fällen von der adäquaten und gewinnbringenden Arbeit der Lehrer überzeugt.
Nur manchmal hat ein gewisses „Phlegma“ Einkehr gehalten und die Arbeit mit den Schülern ist zur Routine geworden. Eine Wiederkehr des ewig gleichen und dadurch auch nicht wirklich spannend für die Lehrer.
Ich möchte nun noch einmal darauf hinweisen welch ein kolossal wichtiger Beruf doch der des Lehrers ist. Denn mit einer genialen schulischen Ausbildung steht den Jugendlichen die Welt offen. Sie dürfen ohne Ressentiments die Umwelt erkunden und mit Zuversicht an ihr Leben heran gehen. Was für eine famose Aufgabe das für die Lehrer ist.
Die Pädagogen dürfen dabei ihr ureigenes Befinden nicht ausser acht lassen. Denn nur wenn sie sich mit sich im Einklang befinden ist es ihnen möglich offen auf die Schüler zuzugehen.
Schließen möchte ich mit einem Zitat das Cicero zugeordnet wird :
„Denen, welche lernen wollen, schadet oft die Autorität der Lehrenden“
Eine schöne Zeit!
Herzlichst
Ihr
Michael Müller
Lerncoach für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Kinder- und Jugendcoach
Lerncoach-Ausbilder sowie AZUBI-Coach-Ausbilder