Koffein ist kalter Kaffee – heute dopen Studenten für den Lernerfolg mit leistungssteigernden Medikamenten
Die nächste Prüfung steht an, kein klarer Gedanke wird mehr gefasst. Der Bücherberg scheint immer größer zu werden. Die Panik wächst, der Gedanke zu scheitern gewinnt an Oberhand. Aus dieser Situation heraus greifen viele Studenten zu sogenannten „Wunderpillen“ wie Ritalin, Modafinil und anderen konzentrationsfördernden, beruhigenden und stimmungsaufhellenden Wirkstoffen.
Denn diese Arzneimittel sollen den schnellen und nachhaltigen Lernerfolg garantieren.
Koste es was es wolle. Denn schließlich dürfen die Eltern und das gesamte Lebensumfeld richtig zufrieden sein.
Deren Lob und Anerkennung zu erhalten. Dies gilt es zu erreichen.
Beschaffung
Angesichts dieses Hintergrundes „besorgen“ sich geneigte Studenten die verschreibungspflichtigen Medikamente teils auf abenteuerlichen Wegen.
Zum Einen wird vielleicht im Verwandtenkreis nach dem Medikament gefahndet, ein befreundeter Arzt wird nach der Ausstellung eines Rezeptes gefragt und zum Anderen im Internet nach der gewünschten Arznei gesucht.
Diese Herangehensweise ist immer mit einem erhöhten Risiko verbunden, da deren Ausgang ungewiss ist. Denn tatsächlich ist der Erhalt der Medikation abhängig davon, ob der andere Part (also etwa der Verwandte, der Arzt oder die Verantwortlichen bei der Onlinebestellung) verlässlich sind und die Aktion positiv beendet wird.
Wirkungsweise
Nehmen wir an, dass die Transaktion zufriedenstellend verlaufen ist, dann wird das Medikament, dass normalerweise bei ADHS Patienten und Narkolepsiekranken verwandt wird, zunächst etwas zögerlich eingenommen.
Die Wirkungsweise, nach Angaben der User, tritt etwa nach einer halben bis ganzen Stunde ein: die Aufmerksamkeit wird drastisch erhöht, die allgemeine Wachheit steigt und es entsteht eine Gelassenheit die auch bei Prüfungen vorherrscht.
Also für den Lernerfolg empfehlenswert?
Mitnichten!
Klar ist es so, dass die Leistungen kurzfristig besser werden, doch dafür wird ein hoher Preis bezahlt: zunächst wird die Dosis, bei den meisten Nutzern sukzessive erhöht, da sich die gewünschte Wirkung in Zukunft mit nur noch höheren Dosen erzielen lässt.
Zudem ist es so, dass jedwede Abschweifung, sei es Freunde zu treffen oder die Nähe zur Gesellschaft zu suchen, in den Hintergrund gerät und scheinbar nur noch eine Fokussierung auf den Lernstoff und den Lernerfolg besteht. Ein Gefühl der großen Einsamkeit stellt sich ein.
Das Leben fühlt sich an, als sei alles in „Watte“ gepackt, Spontanität und Neugier haben keinen Platz mehr.
Zudem erleben die Konsumenten erhebliche körperliche Beschwerden : sei es Herzrasen, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Aggression, Unruhe und Angst.
Zusätzlich ist der Übergang vom Medikament zur Droge fließend. In der Partyszene ist es beispielsweise üblich, Methylphenidat-Tabletten (z.B. Ritalin) zu zermörsern und das weiße Pulver zu schnupfen. In diesem Zusammenhang besteht des Risiko einer Sucht.
Sind „Ritalin-“ und „Modafinil-“ Konsumenten wirklich erfolgreicher?
Ob Ritalin und Modafinil Konsumenten ihr Studium besser abschließen, ist ebenso unklar wie die Nebenwirkungen der Medikamente auf lange Sicht.
Der gesunde Menschenverstand lässt jedoch ahnen:
Dauerhaft wenig Schlaf und stetige Leistung, das kann weder gesund für Körper, noch für das Gehirn sein. Zudem unterdrücken die Medikamente Durst und Hunger, jegliche Warnsignale des Körpers werden nicht mehr wahrgenommen.
Auch führt es dazu, dass der Student beziehungsweise die Studentin seine eigenen Fähigkeiten falsch einschätzt. Solange sie/er sich am Schreibtisch befindet ist das lediglich gefährlich für sie/ihn selbst – wechselt sie/er jedoch zum Beispiel in den Straßenverkehr, steht auch die Gesundheit anderer auf dem Spiel.
Und dies rechtfertigt weder ein Motivations-, noch ein Zeitproblem!
Fazit:
Klar darf jedem „Doper“ sein, dass eine echte akademische Leistungssteigerung bisher nicht nachgewiesen ist.
Ein wirklicher Mythos ist es, dass die Medikamente die Leistung verbessern, denn sie verlängern sie nur. Das heißt, sie machen länger durchhaltefähig.
Subjektiv fühlen sich die Konsumenten zwar „besser drauf“, doch die Nebenwirkungen sind enorm und letztlich sagt Prof. Holstein (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen), dass der Effekt letztlich einem großen starken Kaffee gleiche und dass man nach der Einnahme den Lernstoff trotzdem noch lernen dürfe.
Eine wirkliche, gesunde und nachhaltige Alternative sind einfache und eminent wichtige Lernverhaltensweisen wie frühzeitiges Lernen, viele verschiedene zum Lerntyp (mache jetzt den kostenfreien Lerntyp-Test) passende interessante Lernstrategien zu benutzen, genügend Schlaf zu generieren, sich Noten vorzunehmen (Zielvorstellung – welche konkrete Note möchte ich erreichen?), bei Bedarf Entspannungstechniken anzuwenden, einen Lernplan zu erstellen, gesunde Ernährung und so weiter.
Hier findest Du zum Beispiel zwei geniale Strategien, mit denen Du schnell und nachhaltig lernst: Chunking-Matrix und Badezimmer-Liste.
Ich rate also dringend davon ab Pillen für den schnellen Lernerfolg einzunehmen!
Liebe Grüße
Ihr
Michael Müller
Lerncoach für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Kinder- und Jugendcoach
Azubi-Coach und Lerncoach Advanced Ausbilder
Sehr informativer Beitrag! Vielen Dank fürs teilen!
Sehr gerne – vielen lieben Dank für Ihren Kommentar!