Welche Schulform ist die passende für mein Kind?
Die Struktur des deutschen Bildungssystems
Unabhängig von der Form des Schultyps wird das Bildungssystem in Deutschland in verschiedene Bereiche eingeteilt.
Der Primarbereich: Die Grundschule beziehungsweise alternativ die ersten vier Jahre in einer Förderschule oder Spezialschule werden als Primarbereich bezeichnet.
Der Sekundarbereich I: Schulformunabhängig bezeichnet der Sekundarbereich die Klassenstufen 5-10. Sie führen zum Erwerb des Haupt- oder Realschulabschlusses beziehungsweise ermöglichen sie den Übergang in die gymnasiale Oberstufe.
Sekundarbereich II: Er schließt sich nahtlos an den Sekundarbereich I an und umfasst die gymnasiale Oberstufe, sowohl an staatlichen als auch an privaten Schulen sowie die Ausbildung an berufsbildenden Schulen.
Grundschule
Grundsätzlich bestehen für staatliche Grundschulen festgelegte Einzugsgebiete. Kinder, die im Umkreis einer bestimmten Schule leben, werden automatisch dieser Schule zugerechnet. Allerdings können Eltern sich auch für eine andere Grundschule entscheiden.
Gesamtschule
Nach der 4. Klasse muss noch nicht entschieden werden, welche Schulform für ihr Kind die beste ist. Denn alle Schüler werden bis zu einem gewissen Grad gemeinsam unterrichtet. Auf der Gesamtschule ist es möglich jeden einzelnen Abschluss jeder Schulform zu erlangen. Die Gesamtschule gibt es allerdings nicht in jedem Bundesland.
Ganztagsschule
Dort werden die Kinder an mindestens 3 Wochentagen „ganztags“ betreut.
Dieses Angebot richtet sich vermehrt an berufstätige Eltern.
Auch Grundschulen werden schon in Form von Ganztagsschulen angeboten.
Förderschule
In Förderschulen werden Kinder mit körperlichen, geistigen oder emotionalen Beeinträchtigungen und/oder mit Lernschwächen unterstützt.
Internat
Dort findet Leben und Lernen an einem Ort statt. An Wochenenden dürfen die Kinder nach Hause reisen. Dabei haben die meisten Internate sich auf ein spezielles Leistungsangebot spezialisiert und bieten eine umfangreiche Freizeitgestaltung an.
Das Schulgeld beträgt zwischen 1000,- Euro und 3700,- Euro im Monat.
Alle Abschlüsse sind dort möglich.
Internationale Schule
Hier findet der Unterricht zumeist in einer anderen Sprache oder zweisprachig statt.
Das Schulgeld beträgt zwischen 500,- Euro – 1600,- Euro im Monat.
Konfessionelle Schule
Sie sind an eine Glaubensrichtung gebunden. In Deutschland vor allem an die katholische und evangelische Kirche.
Christliche Werte wie Nächstenliebe, Gerechtigkeitssinn und Mitgefühl stehen im Fokus.
Das Schulgeld bewegt sich unter 200,- Euro im Monat.
Alternative Schulformen
Waldorfschule
Rudolf Steiner, der Gründer der ersten Waldorfschule, ging davon aus, dass Menschen 3 grundlegende Fähigkeiten besitzen: das Denken, das Fühlen und das Wollen.
Deshalb wird in dieser Schulform sehr viel Wert auf die Entwicklung von praktischen, künstlerischen, kreativen und sozialen Fähigkeiten gelegt. Ein Leitsatz lautet: das Kind in Ehrfurcht aufnehmen, in Liebe erziehen und in Freiheit entlassen.
Generell folgt der Unterricht keinem festen Lehrplan, sondern passt sich eher an der Entwicklung der Kinder an.
Bücher gibt es keine, die Kinder erarbeiten sich den Stoff selbst. Die Klassengemeinschaft bleibt immer gleich, niemand muss die Klasse wiederholen und der Lehrer bleibt nach Möglichkeit gleich.
Zeugnisse gibt es in Form einer schriftlichen Beurteilung, es gibt keine Noten um dem Leistungsdruck vorzubeugen.
Ab der 9. Klasse, können auf Wunsch, zusätzliche Zeugnisse ausgehändigt werden. Es gibt einen Waldorfschulabschluss und auch alle anderen herkömmliche Abschlüsse können erworben werden.
Die Kosten für die Schule betragen in der Regel um die 160,- Euro.
Sie werden dem Einkommen der Eltern angepasst.
Montessori Schulen
Maria Montessori entwickelte ihre eigene Pädagogik. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass die individuellen Bedürfnisse der Kinder in den Vordergrund gerückt und entsprechend gefördert werden.
Dabei geht es vor allem um die Förderung der Selbständigkeit. Die Schüler werden vom ersten Tag darin unterstützt, selbständig zu handeln und zu entscheiden.
So wird an dieser alternativen Schulform dem kindlichen Forschungsdrang Raum gegeben und ein selbstbestimmtes Lernen ermöglicht. Der Grundgedanke der Montessoripädagogik lautet: Hilf mir, es selbst zu tun.
Zwei Drittel der Montessorischulen befinden sich in freier „Trägerschaft“ (Privatschulen), darüberhinaus gibt es in staatlichen Schulen „Montessori-Zweige“.
Der Schulalltag unterscheidet sich sehr stark von staatlichen Schulen:
Der Tag beginnt dort mit 2 – 3 Stunden in denen die Schüler frei entscheiden, welches Thema sie wie lange, mit wem und in welchem Umfang behandeln wollen.
Diese Zeit verbringen sie in gemischten Altersklassen, damit große und kleine Kinder sich gegenseitig unterstützen können. Lehrer greifen in dieser Zeit nur unterstützend ein und helfen den Schülern sich selbst zu helfen.
Nach einer großen Pause findet der gebundene Unterricht in gleichen Altersklassen statt, wobei verschiedene Fächer unterrichtet und auch Hausaufgaben verteilt werden.
Die Arbeitsmaterialien der Montessoripädagogik sind so gestaltet, dass die Kinder den Lernstoff spielerisch und mit allen ihren Sinnen erkunden können.
Einen Schulabschluss erwerben die Kinder auf den jeweiligen staatlich Schulformen.
Um das Abitur anzuvisieren muss eine Prüfung abgelegt werden.
Die Kosten, die nach dem Einkommen der Eltern angepasst werden, belaufen sich auf 100,- Euro – 400,- Euro im Monat.
Demokratische Schulen
An demokratischen Schulen gibt es keinen festen Lehrplan. Die Schüler gestalten ihren Tagesablauf nach ihren Interessen.
Ankommens – und Schlusszeiten sind flexibel.
Die Kinder haben im Schulalltag die Wahl zwischen verschiedenen Projekten, Kursen und Aktivitäten und sind frei auch ausserschulische Projekte zu besuchen.
Ohne Druck sollen die Kinder hier selbstbestimmt und mit ganzem Herzen lernen. Ein Grundprinzip lautet, dass alle „mitanpacken“ und sich gegenseitig unterstützen.
In einer wöchentlichen Schulversammlung werden gemeinsame Entscheidungen getroffen.
Lehrer und Kinder haben dabei gleiches Stimmrecht.
Die Schüler werden hier auf eine externe Prüfung für den mittleren Bildungsabschluss vorbereitet.
Wer diese Prüfung gut besteht kann weiter auf das Gymnasium gehen.
Das Schulgeld beträgt durchschnittlich um die 200,- Euro im Monat.
Darüber hinaus gibt es noch einige andere Schulen wie:
Freinet Schulen
Dalton Plan Schulen
Club of Rome Schulen
u.s.w.
Welche Schulform ist nun die Richtige?
Folgende Fragen helfen bei der Entscheidung die richtige Schulform zu finden:
Welche Schulabschlüsse werden angeboten?
Gibt es eine besondere Ausrichtung (Waldorf, Montessori…)?
Können die Kinder zu Fuß/Bahn/Bus zur Schule gehen/fahren?
Wird ein Schulgeld verlangt?
Welche Fremdsprachen werden angeboten?
Gibt es Schüleraustauschprogramme?
Gibt es Förder- und Forderangebote?
Wie lange wird unterrichtet?
Wird die Selbständigkeit gefördert?
Wie ist die Atmosphäre im Pausenhof?
Ist das Gebäude mit Kunstwerken der Kinder geschmückt?
Wie ist die Ausstattung (Bibliothek, Computerräume)
Wirkt die Vorstellung durch den Direktor freundlich und persönlich?
Welche Vision hat er?
Was für ein Klima herrscht zwischen Lehrern und Eltern?
Machen die Lehrer einen müden und gestressten Eindruck?
Sind die Lehrer sympathisch?
Bieten die Lehrer regelmäßig Elterngespräche an?
Wie ist die Qualität des Mittagessens?
Gibt es Zeit für Freiarbeit?
Werden die Kinder individuell gesehen?
Das sind nur einige von unzähligen Fragen, deren Beantwortung die Entscheidung für eine Schule nachhaltig beeinflusst.
Fazit:
Insgesamt dürfen die Eltern beherzigen, dass ohne selbständiges Lernen kein langfristiger Schulerfolg zu haben ist.
Denn nur der eigene Lernwille und die Freude am Lernen entscheidet über die Schulkarriere.
Es lohnt sich mit den Kindern über deren Einschätzung zu sprechen und zu hinterfragen, welche Schulart sie bevorzugen.
Denn sie sind es die diese Entscheidung mittragen und mit Leben füllen.
Sie sind es, die tagein und tagaus die Schule besuchen und sich dort wohl fühlen dürfen.
Herzlichst
Ihr
Michael Müller
Lerncoach, Gedächtnistrainer und Autor
Lerncoach – und Azubi – Coach Ausbilder