[Tweet „Laut Aussage der Lehrerin kann man in der 3. Klasse an der Lese-Rechtschreib-Schwäche nichts mehr ändern“]
Puuuh, das ist eine Aussage, die ich gar nicht mag. Schön, dass Sie und Du wieder bei unserem Blog dabei sind/bist. Heute ein Blog über Florian (Name geändert), bei dem die Lehrerin die Aussage getroffen hat, dass es keinerlei Hoffnung mehr gibt, dass das bei Florian mit der Rechtschreibung klappt – immerhin sei er ja jetzt schon in der 3. Klasse.
Florians Vater meldete sich aufgrund einer Empfehlung bei uns per Facebook-Messenger und wir vereinbarten ein Telefongespräch, in dem wir sämtliche Möglichkeiten besprachen, was für Florian gut wäre. Zum einen Einzel-Coaching bei uns in Utting oder Lernerfolgs-Training – unser Wissen-Staubsauger – vor Ort dazu vielleicht einen Vortrag in der Schule und/oder Eltern-Seminar. Möglichkeiten gibt es sehr viele und Florians Eltern entschieden sich für die schnellste Möglichkeit, das Einzelcoaching bei uns in Utting.
Erschreckende Schilderungen über Bestrafungen
Das Einzelcoaching fand vorgestern statt und wir hatten sehr viel Spaß mit Florian. Erschreckend seine Schilderungen, wie viele Bestrafungen es in der Schule gibt. So müssen die Kinder zum Beispiel zwei Seiten aus einem Buch abschreiben, wenn man im Sportunterricht zweimal die Sportsachen vergisst. Beim Vergessen der Hausaufgaben ist eine Seite zu schreiben und so weiter. Ich bin dafür, dass es ein Belohnungssystem gibt, wenn die Kinder Aufgaben zuverlässig erfüllen – und das nur nebenbei ;-).
Auf die Fragen, ob Schule Spaß macht, antwortete Florian wie aus der Pistole geschossen: „…. nein, überhaupt nicht…“. Seine Lieblingsfächer, die es schon auch gibt ;-), sind Sport, Kunst und Mathe; gar nicht leiden kann er Deutsch. Deutsch wegen dem Lesen und Schreiben. Auf unsere Frage, ob er seinen eigene Stimme beim Lesen hört, antwortete Florian: „Ja und es ist total anstrengend und doof“.
Beim Berichten über seine Hobbys erzählte uns Florian viel über seine Haustiere. Auch, wie schlimm es für ihn war, als einmal seine Katze und sein Hase starben. Überhaupt sprach er sehr oft über Gefühle. Für uns ein Hinweis auf den stark benutzten kinästhetischen Kanal – das bedeutet auch beim Lernen dürfen Gefühle und Bewegungen angesprochen werden.
Nachmittags sei er öfters bei der Oma. Seine Oma übt mit ihm Diktate schreiben und wenn er Fehler schreibt, muss er immer noch länger und noch mehr schreiben. Das findet er überhaupt nicht toll.
So einfach erkennen wir den verwendeten Sinneskanal an den Augen
Florian erzählt richtig klasse, toll ausgeschmückt und vor allem so, dass wir uns absolut in die Erlebnisse einfühlen können. Ja, ich kann auch sagen, er erzählt richtig gerne. Auffallend ist, dass seine Augenbewegungen eher den Standard-Bewegungen entsprechen – das bedeutet, beim visuellen Erinnern schaut Florian nach links oben, beim auditiven Erinnern ist die Augenstellung links in Höhe des Ohres und bei Gefühlen geht der Blick nach unten. Spannend: beim Schreiben und Wörter erinnern gehen die Augen nur nach links oben, in den visuellen Kanal, wenn es sich um etwas sehr gut und gern Bekanntes handelt (z.B. Lego Ninjago ;-)!)
Da Florian gerne Skater-Hockey spielt, liessen wir ihn auf ein DIN-A4-Blatt ein Hockey-Tor malen. Als Überschrift stand auf diesem Blatt „Ich bin super in …“ und Florian durfte nun einige Stärken von sich in dieses Tor schreiben. Es fiel ihm schwer und vor allem, wenn er eine Stärke nannte, schränkte er sie selbst immer wieder gleich ein. Wir durften ihn ein paar mal überreden, diese Stärke in das Tor zu schreiben. Dann kamen wir zur nächsten Übung: ab ins Ziel: was möchtest Du mal werden? Und da kam der große Rede-Schwall ;-). Florian will mal Lego-Ingenieur oder Tierarzt werden. Wenn er Lego-Ingenieur wird, dann wird er die Maschinen in den Fabriken bauen, die die Legoteile zusammenstellen, so dass dann ein fertiges Produkt – von ihm erfunden – rauskommt. Wichtig für uns: auch dieses Ziel, die Situation, in der er sich sieht, durfte Florian aufmalen. Er strahlte übers ganze Gesicht.
Florian liest in Gedanken von der Schachtel ab
Florian erzählte uns von Lego Ninjago. Als ich ihn fragte, ob er das schreiben kann, antwortet er: „….na klar, das sehe ich ja direkt vor mir, auf der Schachtel …“. Ratzfatz schrieb er völlig korrekt „Ninjago“. Als wir ihm dann sagten, wow, wenn Du das schreiben kannst und so tolle Bilder malst, dann kannst Du alle Wörter richtig schreiben. Florian sagt: „… nein, das kann ich nicht, werde ich nie können, ich bin ein schwerer Fall …“. Was bei Florian klar herauszuhören ist, ist fehlendes Selbstbewusstsein – das war ja auch schon bei der Ressourcen-Übung erkennbar. Er ist sehr auf seinen Schwächen fokussiert und gerade das Thema „ich kann nicht Rechtschreiben und nicht Lesen“ wiegt sehr schwer. Trotzdem ist es definitiv so: Florian hat einen trainierten visuellen Kanal und Fantasie – eine geniale Voraussetzung für die erfolgreiche Rechtschreib-Strategie: Visualisieren.
Wir schlugen ihm vor, jetzt mal eins der schwierigsten Wörter im Deutschen zu schreiben und das mit unseren spielerischen Strategien: Rhythmus. Wir visualisierten das Wort, Florian sagte uns, was er so besonders an dem Wort findet beziehungsweise, was er sich gut merken darf. Danach machten wir noch ein zweites und ein drittes Wort. Zu weiteren Wörtern hatte Florian keine Lust ;-). Okay, dann nehmen wir eben eine neue Strategie: Buchstabensalat. Auf einem Haufen waren Buchstaben durcheinander gewürfelt und Florian durfte raten, welches Wort das ist. Er setzte ein „Rundrum-Grinsen“ auf, als er die ersten drei Wörter völlig zügig und korrekt erkannte. Wir bestätigten ihm wieder, dass er eindeutig schreiben kann und das bei ihm ganz schnell gehen wird. Warum? Weil wir alle Wörter aus einem Buchstabensalat nur leicht erkennen, wenn wir das Wort schon mal gesehen und als Wortbild „abgespeichert“ haben. Florian hat definitiv bisher nach dem Hören geschrieben. Nur wir können alle im Deutschen (erst recht nicht mit Dialekt oder Fremdsprachen) nicht nach dem Hören schreiben. Das bedeutet sehr simpel: wir trainieren die visuelle Rechtschreib-Strategie und das mit sehr viel Spaß und völlig ohne Druck.
Ganz wichtig – ein Tipp am Rande: um Ressourcen aufzubauen dürfen wir als Coachs immer für Erfolge sorgen, denn Erfolge überzeugen, Erfolge schütten Hormone aus. Hormone, die manche glauben, mit Medikamenten künstlich ausschütten zu müssen. Nein, es geht ganz natürlich und das so einfach: schafft bitte Euch selbst und Euren Kindern ERFOLGE – es gibt wahnsinnig viele davon. Wir dürfen sie nur bewusst (wieder) wahrnehmen. Leg doch jetzt schon mal los und schreib spontan 10 Erfolge auf :-)!
Erfolgs-Erlebnisse sind so wertvoll – immer und erst recht bei Lese-Rechtschreib-Schwäche
Zum Abschluss schrieb Florian noch die drei zuvor visualisierten schwierigen Wörter -> auffallend zügig und völlig richtig. Er selbst strahlte und war doch noch zurückhaltend mit der Meinung, dass er ganz leicht richtig schreiben kann.
Als der Papa zum Abholen kam, wurde Papa getestet. Der allergrößte Spaß für Florian. Papa durfte das Wort Rhythmus schreiben – Florian erkannte – oh schade (und für uns genial, dass er es erkannte) – Papa kann das Wort richtig schreiben. Okay, dann muss Papa jetzt den Buchstabensalat erraten. So und jetzt punktete eindeutig Florian – Papa brauchte den ersten Tipp, den zweiten Tipp und konnte immer noch nicht lösen. Strahlend und stolz sagte ihm Florian, was da für ein Wort dahinter steckt.
Da es für uns immer wichtig ist, dass die Kinder und Jugendlichen von sich aus noch mal zu uns kommen möchten, fragen wir sie auch direkt. Bei Florian kam die Antwort prompt: „… ja, ich will noch mal zu Euch kommen“. Wir verhandelten mit ihm, wie viele Wörter er bunt und groß auf DnA4-Blätter schreibt – er handelte uns erfolgreich von 3 auf 2 Wörter pro Tag runter 😉 und fuhr mit seinem Papa fröhlich nach Hause.
Ein umwerfendes Feedback
Ein schönes Coaching-Erlebnis, dass am nächsten Tag – gestern – noch schöner wurde. Schon morgens erreichte mich diese Nachricht im Messenger von Florians Papa und damit war mein Tag schon am Morgen sooooooo strahlend:
Solche Feedbacks liebe ich und finde es einfach nur schön, was wir da in dem kleine Florian ausgelöst haben. Super. Und das wünsche ich Euch allen.
FAZIT: Es gibt ganz viele Möglichkeiten Dinge richtig und leicht zu tun – gerade beim Lernen sind die Möglichkeiten mega-vielfältig. Wichtig ist, an die Kinder und Jugendlichen immer zu glauben. Ihnen zuzuhören und Ihnen auch klar Ihre Stärken zu zeigen und erleben zu lassen. LRS – Lese-Rechtschreib-Schwäche wird definitiv durch viele Diktate schreiben nicht besser – ganz im Gegenteil. Die Ablehnung gegen das Schreiben wird nur größer und Spaß kann dabei überhaupt gar nicht aufkommen.
Und einer meiner Lieblingsaussagen: „Wir sehen von außen alle anders aus, warum glauben manche, dass wir innen alle gleich ticken?“
Glaubt an Euch und Eure Kinder und seit stolz darauf, ein glückliches und strahlendes Kind zu haben, einfach nur, weil es da ist.
Viele liebe Grüße
Eure
Alexandra
P.S.: In unserem KOSTENFREIEN Webinar (Online-Seminar) erfährst Du, wie Du den Lerntyp definierst, welche Strategien erfolgreich sind und noch viel mehr …Melde Dich JETZT einfach gratis an!
Super!
Vielen Dank, liebe Frau Maurer!
Herzliche Grüße
Alexandra Aldinger