Irren ist menschlich & Aus Schaden wird man klug
Wenn wir ehrlich sind, halten die meisten von uns nicht soviel von den oben genannten Zitaten. Denn viel mehr wird das Scheitern noch immer als „Makel“ und etwas „Schamhaftes“ gesehen.
So lernen wir doch bereits von frühester Jugend an (sei es im Kindergarten, in der Schule, auf der Arbeit etc.), dass Versagen nur zu den „Verlierern“ der Gesellschaft gehört. Fehler werden angestrichen, Punkte abgezogen und schnell mal Sätze ausgesprochen wie „Du bist einfach nicht gut in Mathe“.
Denn wenn wir ein „strahlendes Mitglied“ unserer Gemeinschaft werden wollen, haben wir gefälligst auf der „Sonnenseite“ des Lebens zu stehen – und das unbedingt zu jedem Zeitpunkt.
Dazu gehört es, von Anfang an „richtige“ Lösungen für alle anfallenden Aufgaben im alltäglichen Leben zu finden, praktikabel zu sein und alle Dinge intuitiv mit Bravour zu erfüllen. Denn dann steht uns der gesamte Karriereweg offen.
Denn schließlich ist man damit ein*e „Gewinner*in“. Andere Menschen wollen dann in unserem Umfeld sein, sie möchten teilhaben an unserem Glück.
Mit der Zeit dann macht sich bei ihnen ein umfassendes Gefühl der Langweile breit. Nur gewinnen macht nun wirklich nicht immer Spaß und ist auf Dauer auch nicht wirklich glaubhaft. Ist das wirklich sein*ihr Weg? Ist er*sie wirklich bei sich oder ist das lediglich eine Hülle/eine Rolle?
Zudem gesellt sich ein Gefühl der eigenen Fremdheit. War es das, was ich immer angestrebt habe? Gibt es noch irgendetwas anderes?
Diese Fragestellung nimmt immer größer werdenden Raum ein und die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben wächst. Etwas paradox – Unzufriedenheit durch andauerndes Glück?
Dieses Gefühl darf nicht größer werden und sie*er versucht es zu kompensieren (etwa durch Tabletten, Alkohol und immer neue, wenig authentische Ziele).
Viele werden nur durch Scheitern gescheiter
Es gibt tatsächlich einen Ausweg aus diesem Dilemma:
Denn „ Nicht alles, was stürzt, zerschellt“.
Schauen wir uns diesen Spruch von Ulvi Günduz etwas genauer an, so erkennen wir, dass im Nichtgelingen einer Aufgabe eine große Chance inne wohnt.
Denn aus Fehlern lernen wir, was wir in Zukunft gerne vermeiden möchten.
Statt immer schon im Vorhinein jeden Fehler grundsätzlich vermeiden zu wollen, keine neuen Dinge zu wagen, nur weil wir noch keinen konkreten, garantiert fehlerfreien Plan haben, sollten wir neue Dinge einfach mal angehen und wagen. Und noch bedeutender: Wenn dabei negative Folgen auftreten und Fehler passieren, sollten diese nicht als Katastrophe angesehen werden, sondern als Erfahrung für das nächste Mal und somit als Chance zur Veränderung.
Haben Schüler*innen etwa eine 5 in Mathematik geschrieben, so wissen sie, wenn sie die Arbeit und die Note genau analysieren, was sie falsch gemacht haben und was sie in Zukunft anders machen möchten, um eine für sie bessere Note zu schreiben. Die Erkenntnis aus den Fehlern besteht also nicht darin verallgemeinernd zu sagen, man könne Mathematik nunmal nicht, sondern stattdessen darin, die Fehler zu betrachten, ein Verständnis darüber zu entwickeln und das nächste Mal etwas zu ändern.
Jede*r hat eine bessere Ausgangslage als zuvor:
Denn die nötigen Erfahrungen wurden gesammelt um zu wissen, wie es nicht funktioniert.
Das ist sehr wertvoll, denn dies wird die Menschen dabei unterstützen, die Ziele leichter zu erreichen, die sie sich selbst gesetzt haben.
Wer also schon „Misserfolge“ erlebt hat weiß, dass der nächste Versuch deutlich leichter, schneller und mit mehr Selbstvertrauen gelingen wird.
Die Angst vor dem Scheitern & Prüfungsangst
Diese andere Umgangsweise mit Fehlern und Misserfolgen unterstützt uns daneben auch in Prüfungssituationen.
Die weit verbreitete Prüfungsangst kann durch viele verschiedene Einflussfaktoren entstehen und unterschiedliche Ausprägungen haben. Sehr häufig ist ein bedeutender Aspekt, der zu dieser Angst vor und in Prüfungssituationen führt, die (teils auch nur implizite) Angst vor dem Scheitern.
Mit dem Blickwinkel, dass Misserfolge kein Weltuntergang sind, wir dadurch keineswegs unser Ansehen verlieren und stattdessen damit dazulernen, uns im Anschluss neu ausrichten können und das nächste Mal anders an die Prüfung herangehen können, wird bereits der oft innerlich entstehende Druck deutlich vermindert.
Wir begegnen Prüfungssituationen dadurch direkt anders und können uns während der Prüfung darauf konzentrieren, im Moment zu sein und für den momentanen Stand unser Bestes zu geben. Und das was noch nicht so gut funktioniert, erfahren wir sowieso in der Prüfung und können daraus etwas positives für unsere Zukunft mitnehmen. Jede Prüfung, jeder Test, jede Abfrage ist nicht nur ein Produkt für Institutionen und für andere Personen, sondern sie sind auch für uns selbst eine Prüfung, ein Test, eine Abfrage unseres aktuellen Stands. Daraus können wir dementsprechend auch für uns selber Schlüsse ziehen und sie somit für uns nutzen.
Wie bringt uns das Scheitern voran?
- Ein jeder Misserfolg bietet einen Anlass zur Neuausrichtung. Er zeigt an, dass dieser Weg nicht der richtige ist und eine neue Orientierung angebracht ist.
- Der Misserfolg bietet neue Chancen. Dabei ergibt sich die Gelegenheit, sich neu zu erfinden und gestärkt und mit einem besseren Urteilsvermögen aus der Situation herauszugehen.
- Misserfolg ist kein Weltuntergang. Egal wie schwierig es ist, das eigene Scheitern hinzunehmen – es bedeutet einfach nur, einen weiteren Versuch zu erhalten um die anvisierten Ziele zu erreichen.
- Wenn wir Fehler als produktiv ansehen, können wir unseren inneren Druck und die Angst vor dem Scheitern in herausfordernden Situationen vermindern. Wodurch es wiederum sein kann, dass wir dadurch insgesamt weniger Fehler machen, weil wir in der Situation ruhiger, konzentrierter und fokussierter sind.
Fazit:
Was ich wirklich möchte ist, dass jede*r wieder „versöhnlich“ mit sich selbst umgeht und sich dabei selbst wertschätzend und anerkennend ansieht.
Zulange war das Gegenteil der Fall.
Wir mochten uns selbst nicht und wollten auch, dass es den „Anderen“ nicht besser ergeht. Dementsprechend wurden sie von uns auch behandelt.
Lass uns das spätestens ab heute ändern!
Behandeln wir uns wieder liebevoll und verhalten uns bei unseren Mitmenschen genauso.
Denn dann ist es so, dass wir wieder Fehler verzeihen, uns einander deshalb nicht verurteilen und stattdessen etwas produktives daraus mitnehmen. Jeder einzelnen Personen wäre damit geholfen.
Denn unser Leben fühlt sich damit wieder wahrhafter an.
Denn aus Schaden wird man bekanntlich klug!
Eine schöne Zeit
wünscht
Michael Müller
Lerncoach, Gedächtnistrainer und Autor
Lerncoach- und Azubi-Coach-Ausbilder
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