Lehrerinnen und Lehrer sind mit Flexibilität deutlich entspannter – die Hausaufgaben-Strafliste
Passt das zusammen: Lehrerinnen sowie Lehrer und entspannt? In der heutigen Zeit? Und gibt es Lehrkräfte die innovativ und flexibel sein wollen? Und wenn ja, kann das entspannend sein?
Ich habe mal von einer Studie gehört, dass sich das Marketing beziehungsweise die „Marketing-Empfänger“ alle 7 Jahre (ver-)ändern. Das bedeutet, alle 7 Jahre gibt es eine Veränderung bei uns Menschen. Vieles wird komplett neu, anders und modern.
Was ist allerdings mit unseren Schulen und Lehrerinnen sowie Lehrern?
Ja, es gibt sie, die tollen LehrerInnen, die innovativ neue Unterrichtsmethoden einsetzen und auch von den Schülerinnen und Schülern gemocht werden. Ja, sie genießen sogar Respekt, obwohl sie den Schülern auf Augenhöhe begegnen. Durch unsere Ausbildung für Lehrer kennen wir einige davon.
Aktuell in unserer Premium-Ausbildung zum Lerncoach-Advanced hatten wir diese Woche unter den Lehrerinnen und Lehrern das Thema „Hausaufgaben-Strafliste ohne Erfolg“. In dieser Ausbildung geht es um die Kenntnisse für den Potenzialcoach, den Kinder- und Jugendcoach sowie den Lerncoach für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Nun kam in der Mittagspause an unserem Tisch diese Frage auf:
„Was mache ich, wenn immer wieder die Hausaufgaben nicht gemacht werden? Die Hausaufgaben-Strafliste hilft auch nicht.“
Meine erste Frage darauf war: „warum gibt es Hausaufgaben? Wozu? Zur Übung für die Schülerinnen und Schüler oder zur Unterrichtsvorbereitung für ein neues Thema?“
Meiner Meinung nach, und so argumentiere ich immer für Hausaufgaben, sind diese als Übung gedacht. Wenn es sie nicht geben würde, müssten die Kinder immens viel vor jedem Test lernen. Aufgrund der Hausaufgaben haben Sie schon eine gewisse Routine und das Lernpensum verringert sich.
Und dann stellt sich für mich die Frage: „Wenn jemand die Hausaufgaben nicht macht, bestraft sie/er sich doch selbst, oder?“
Wie sehen das die Lehrerinnen und Lehrer?
Das Feedback, dass wir bekommen ist, dass sich die Lehrer angegriffen fühlen, weil ihre aufgegeben Hausarbeiten nicht gemacht werden. Sie sind persönlich verletzt, nur warum?
Warum übernehmen Lehrerinnen und Lehrer die Verantwortung für diese „Schluris“?
Es wird standardmäßig eine Liste mit Datum geführt, wann welcher Schüler welche Hausaufgabe vergessen hat. Ab einer Quote von 3x vergessen, erfolgt dann Nachsitzen, Brief an die Eltern oder ähnliches.
So, und was ist jetzt, wenn es Kandidaten gibt, bei denen sich trotzdem nichts ändert?
Na, dann sitzt sie/er eben häufiger nach. Im Ernst???
Ich habe mal gelernt, Techniken und Methoden auszuprobieren ist wichtig und noch wichtiger ist, wenn sie nicht funktionieren, einfach mal was anderes machen.
Welche Optionen gibt es zum Beispiel?
Ich nenne nur mal ein paar von sehr vielen:
[Tweet „Die Hausaufgaben-wurden-gemacht-Liste“]
Wie wäre es, mit einer „Hausaufgaben-wurden-gemacht-Liste“? Sozusagen ein Punktesystem, wenn alle Schülerinnen und Schüler die Hausaufgaben erledigt haben, gibt es je Schüler einen Punkt. Wenn die Hausaufgaben von mehr als zwei Schülern nicht erledigt wurden gibt es keine Punkte.
Ab einer Gesamtpunktzahl von x Punkte gibt es eine attraktive Belohnung.
>> Klar, bei dieser Variante übernimmt einen Teil der Verantwortung auch die Lehrerin oder der Lehrer und es gibt eine positive Gruppendynamik. <<
[Tweet „Sinn und Unsinn von Hausaufgaben“]
Fragen sie doch mal die Kinder und Jugendlichen nach dem Sinn der Hausaufgaben. Ich würde hier eine Technik aus dem Design Thinking verwenden, die schnell durchgeführt ist, Konzentration fördert und Spaß macht.
Idealerweise haben die Kinder und Jugendlichen farbige Post-Its zur Verfügung sowie 3 Minuten Zeit.
Stellen Sie die Frage: „Was findest Du an Hausaufgaben positiv beziehungsweise gut?“
Die Schülerinnen und Schüler schreiben pro Punkt einen Zettel. Es dürfen gerne viele Zettel werden.
Beispiele könnten sein:
- Übung
- Ich merke, was ich kann und was nicht
- Erspart mir Lernzeit
Nach 3 Minuten stellen Sie die zweite Frage:
„Was findest Du negativ zum Thema Hausaufgaben“
Gleiches Spiel, das heißt 3 Minuten Zeit und je Aussage einen Zettel.
Die Dritte und letzte Frage lautet zum Beispiel:
„Was interessiert Dich zum Thema Hausaufgaben oder was wünschst Du Dir“
Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse vortragen.
>>Schön ist bei dieser Übung, dass alle Seiten beleuchtet werden und ein gemeinsames zukünftiges Vorgehen vereinbart werden kann. Ihre Klasse wird sich daran halten, denn sie hat ja am Ergebnis aktiv mit gestaltet.<<
[Tweet „Meine dritte Idee für Sie: „Mir doch egal““]
Hier komme ich einfach auf die anfangs gestellte Frage zurück: „Für wen machen die Schülerinnen und Schüler Hausaufgaben?“
Wenn die Antwort lautet: „Nur für sich selbst, zur Übung“, dann schonen Sie Ihre Nerven mit den Worten „mir egal“. Die Schülerinnen und Schüler bestrafen sich doch nur selbst. Geben Sie die komplette Verantwortung in die Hände Ihrer Klasse.
>>Das dürfte für Sie völlig entspannt sein, oder?<<
[Tweet „Stempel ins Heft und Unterschrift der Eltern“]
Diese Methode nimmt Ihnen auch die Verantwortung, denn die Schülerinnen und Schüler erhalten von Ihnen einen Stempel ins Heft mit der Aufschrift „Hausaufgaben vergessen – Unterschrift der Eltern“. Somit ist die Verpflichtung der Kinder und Jugendlichen, die Eltern unterschreiben zu lassen. Und somit regelt sich bestimmt auch einiges von selbst.
Das sind nur vier Tipps zu diesem wohl in vielen Schulen leidigen Thema. Haben Sie andere Ideen und Tipps? Super, ich freue mich sehr darauf unter info@genialico.de
Herzliche Grüße
Ihre
Alexandra Aldinger
Lerncoach – Gedächtnistrainerin – Autorin – Businesscoach –
Kinder – und Jugendcoach – Coach-Ausbilderin – Coach für LehrerInnen