LRS und Legasthenie – eine einfache Strategie hilft: Dea hunt bällt seer laud!

Sieht etwas komisch aus. Nicht wahr? Wenn unsere Kinder jedoch in eine Grundschule gehen in der nach der Methode „Lesen durch Schreiben“ von Dr. Jürgen Reichen in Rechtschreibung unterrichtet wird, könnte es sein, dass ihr Kind, welches diesen Satz geschrieben hat, dafür vonseiten des Lehrers gelobt wird.

Ab etwa dem 2. Schuljahr dann, werden die falschen Stellen markiert und als Fehler deklariert. Insgesamt reagieren die Kinder sehr verwundert darüber, denn was gestern noch richtig wahr ist heute falsch….

Schreiben nach Gehör

Bei der Methode „Lesen durch Schreiben“ nach Dr. Jürgen Reichen lernen die Kinder individuell beim Schreiben per Anlauttabelle das Lesen. Die Kinder üben nicht wie beim herkömmlichen Fibelunterricht zunächst gemeinsam Buchstaben, leichte Wörter und später kurze Texte, sondern sie können per Anlauttabelle von Anfang an, je nach Lernausgangslage, kleine Wörter schreiben und mit der Zeit auch lesen. Das Vorlesen fällt bei dieser Methode vollkommen weg, es sei denn, es geschieht auf eigenen Wunsch des Kindes.

Die Kinder schreiben von Anfang an. Sie lernen dabei, wie gesprochene Sprache aufgeschrieben wird. Das Lesen ist ein Begleitprodukt, das ganz nebenbei – beim Schreiben – entwickelt wird. Die Wörter werden dabei nach einer Lautkette aufgegliedert und danach wird Laut für Laut aufgeschrieben.

Die Anlauttabelle

Die Anlauttabelle soll dazu dienen, dass die Kinder Sammlungen erhalten, bei denen sie die einzelnen Laute auffinden können.

Dabei werden zu jedem Laut die dazugehörigen Wörter.

Wie etwa A für  Affe, oder B für Baum, Au für Auto u.s.w.

Dabei dürfen die Kinder alles schreiben und müssen sich nicht an die Vorgaben der Lehrer halten. Ausserdem erhielten die Kinder keine Benotung für ihr Schreiben und theoretisch sollte dies zu einer größeren Motivation führen. Dabei war angedacht, dass der Spaß und die Kreativität im Vordergrund stehen und die Kinder nicht frühzeitig frustriert werden.

Kritik an der „Schreiben nach Gehör“ Methode

Mittlerweile hat ein Bonner Psychologenteam neue Erkenntnisse veröffentlicht. Dabei hat das Team ca. 3000 Kinder von der Einschulung bis zur 4. Klasse begleitet und den Lernfortschritt beobachtet. Dabei kam heraus, dass ungefähr 55 Prozent der Kinder die nach der Reichen Methode ausgebildet wurden, am Ende der vierten Klasse mehr Rechtschreibfehler in Diktaten, als solche die nach herkömmlichen Methoden unterrichtet wurden, machten. Viele Eltern, Lehrer und Politiker sehen die Methode „Lesen durch Schreiben“ dafür als verantwortlich an, dass die Rechtschreibung bei Grundschülern zusehends schlechter wird.

Lese- Rechtschreibschwäche und Legasthenie in Deutschland

Etwa vier bis sechs Prozent der Bevölkerung, haben große Schwierigkeiten, lesen und schreiben zu lernen. Sie scheitern daran Texte zu lesen und sich schriftlich mitzuteilen.

Dabei leben wir in einer sehr visualisierten Welt. Korrekte Rechtschreibung und gutes Lesen wird vorausgeschickt und als „Standard“ angesehen. Haben nun Kinder, Jugendliche und Erwachsene Probleme damit sich korrekt mitzuteilen, werden sie abgestempelt, ihnen wird ein zu therapierender Mangel bis hin zur Krankheit attestiert und das Übel nimmt seinen Lauf.

Das Selbstwertgefühl sinkt rapide. Sie stufen sich als dumm und unfähig ein. Mit diesem „Kains Mal“ versuchen sie die anfallenden Lebensaufgaben zu bewältigen und scheitern dann zumeist. Ein negativer Kreislauf entsteht an derem Ende oft nur eine Krankheit wartet.

Gründe für eine LRS und Legasthenie

Eine der Hauptursachen liegt unserer Meinung nach darin, dass die Kinder und Jugendlichen den auditiven Lernkanal unbewusst als einzigen gewinnbringenden anwenden und somit den visuellen – und unserer Meinung nach den einzig sinnvollen Kanal – vernachlässigen. Sie haben es ja in der Schule gelernt, dass Schreiben nach Gehör funktioniert und versuchen diese Strategie krampfhaft umzusetzen.

Zusätzlich erfahren diese Kinder einen gehörigen Druck von ihren Eltern. Denn aus ihnen soll schließlich etwas werden und dazu gehört ihrer Meinung nach auch die erfolgreiche Absolvierung der Schullaufbahn.

Lösungen

[spp-tweet tweet=“Zunächst einmal ist zu sagen, dass Kinder denen eine LRS oder Legasthenie bescheinigt wurde keinerlei Defizite und Krankheiten haben.“]

Sie sind zu gleich guten Leistungen fähig wie Kinder mit einer Rechtschreib- und Lesestärke.

Dann ist es unumgänglich, dass der visuelle Lernkanal ausgebaut wird. Dazu ist wichtig, dass das Kind/Jugendlicher sich Wortbilder einprägt. Wir von Genialico fragen sie etwa welche Farben z. B. das Werbeschild von Rewe hat oder Lidl u.s.w. Zumeist können die Kinder/Jugendlichen sich genau an die Farben im Logo erinnern.

Dies ist für uns ein Hinweis darauf, dass der visuelle Kanal schon einmal ausgeprägt ist. Danach fragen wir die Kinder/Jugendlichen leicht provokant danach, warum sie das wissen? Haben sie die Wiedergabe der Farben etwa als Aufgabe in der Schule erhalten?

Alle antworten dann: „natürlich nicht“. Dies machen wir uns zu Nutze und bedeuten ihnen, dass wir uns viele Dinge unbewusst merken. Und das einfach nur, weil wir sie oft sehen. 

Unser Training beinhaltet dann, dass die Kinder/Jugendlichen ein schweres Wort orthografisch richtig geschrieben sehr groß auf ein Blatt Papier schreiben. Dabei hat jeder Buchstabe eine eigene Farbe. Nun weisen wir die Kinder/Jugendlichen an sich davon ein imaginäres Foto zu machen. Sodass sie später noch wissen welche Farbe jeder einzelne Buchstabe hat. Dann drehen wir das Blatt Papier weg und fragen nach der Farbe einzelner Buchstaben.

Gibt es noch schwierige Stellen im Wort, bitten wir die Kinder/Jugendlichen diesen Buchstaben einzukreisen und deutlich hervorzuheben. Hilfreich ist es auch, wenn die Kinder/Jugendlichen zu dem jeweiligen schwierigen Buchstaben ein Wiedererkennungsbild malen. Also im Wort Rhythmus etwa das y mit einem YouTube Zeichen, die beiden h etwa mit einem Haus und einem Hasen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Es ist wichtig, dass das/der Kind/Jugendlicher seine eigenen Assoziationen verwendet. Denn dann merkt er/sie sich das deutlich leichter.

Danach fahren wir fort mit unserem Training und bauen etwa Selbstbewusstsein auf, schauen auf die Motivation, lösen Blockaden und führen Mentalübungen durch und so weiter.

Später lassen wir die Kinder/Jugendlichen dann die trainierten Wörter aufschreiben. Sie haben dann damit begonnen, ganz im Gegensatz zur Reichen Methode, die verschiedenen Wortbilder zu speichern. Sie schreiben und lesen daraufhin deutlich schneller und oft sofort fehlerfrei.

Zuhause dürfen sie dann fortfahren mit dem Visualisieren einzelner Wörter. Als Richtwert gilt dabei, dass sie am Tag nur zwei bis drei Wörter nach der oben beschriebenen Methode visualisieren. Also immer nur solange es Spaß macht.

Irgendwann „ schaltet“ das Gehirn unbewusst auf die neue Rechtschreibstrategie um und speichert dann schon ganz automatisch das Wortbild. Sodass bei einem großen Wortschatz sich nicht jedes einzelne Wort visualisiert werden muss.

Fazit

Ein jedes Kind kann fehlerfrei lesen und schreiben lernen. Dabei ist es jedoch enorm wichtig, dass der visuelle Kanal bedient wird.

Geschieht dies spielerisch und wird das mit Spaß vermittelt gelingt Motivation und der Lernerfolg wird einfach.

Das Lernen nach Gehör ist dabei überhaupt nicht hilfreich, denn manche Wörter können mit dieser Strategie nicht richtig geschrieben werden.

Haben die Kinder/Jugendlichen gelernt sich die Wortbilder zu speichern, gelingt es ihnen auch sehr leicht flüssig zu lesen.

Uns von Genialico ist ein großes Anliegen, dass die Kinder/Jugendlichen mit Spaß und Freude an die Rechtschreibung und das Lesen heran geführt werden.

Mit der Visualisierungstechnik gelingt das vorzüglich (>> hier findest Du einen weiteren Blog-Beitrag inklusive Video, wie die Visualisierungstechnik funktioniert).

Übrigens: Noch viel mehr Tipps und erfolgreiche Strategien findest Du in unserem Blog und in unserem Podcast „happy in harmony“, zum Beispiel auf Spotify, iTunes und auf unserer Webseite.

Herzlichst

Dein

Michael Müller

Lerncoach
Kinder- und Jugendcoach
Lerncoach- und Azubi-Coach Ausbilder