Superlearning wegen Nachprüfung: Die, die nicht mehr lacht ….
… sitzt momentan in unserem Workshop „Superlearning für Kids und Teens“ und es ist mir gerade sehr wichtig darüber zu schreiben. Auch, wenn es schon ziemlich spät ist … Es lässt mich einfach nicht los.
Gestern war der erste Tag von unserem Workshop und Nicole (Name geändert!) ist bei der Vorstellungsrunde eher schüchtern und erwähnt kurz, dass sie in Kürze die Nachprüfung an ihrer Schule absolvieren darf.
Nachprüfung – Superlearning-Workshop – kurz als Hintergrund:
Wir stehen dafür, dass Lernen Spaß macht und der Lernerfolg (dann) einfach ist. Wir alle dürfen ganz einfach gehirn- und typgerecht lernen, unsere Ressourcen und Ziele klar haben und aktiv unsere (Lern-) Blockade beseitigen … viele Inhalte unseres Superlearning – Workshops
Das bedeutet, dass uns immens wichtig ist, dass in unseren Workshops viel gelacht wird und die Kids und Teens merken, wie das Lernen „nebenbei“ funktioniert.
Sehr spielerisch gehen wir zum Ressourcen-Aufbau, finden den Lerntyp je TeilnehmerInnen heraus ….
Und dann ist da Nicole …. Nicole ist oft sehr ernst, wirkt genervt, schüchtern … Und sie hat ein schönes Lächeln – nur, wenn wir sie anschauen und sie es bemerkt, wird sie sofort ernst, verdreht die Augen und blickt zum Boden.
Natürlich schwappt diese Art und Weise, die etwas deprimierte Stimmung, auf die anderen über. Gefühlt einer der anstrengendsten Workshops, denn wir dürfen immer und immer wieder die Stimmung „hoch ziehen“.
Ziemlich „ausgelaugt“ beschließen Michael und ich zum See runter zu gehen … kurz …. um über alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu sprechen, zu reflektieren und individuell zu erkennen, was jede und jeder braucht. Festlegen, wie wir den Workshop am nächsten Tag fortsetzen.
Aus dem „kurz mal zum See runter“ wurden dann 5 Stunden. 5 Stunden, die uns so wichtig sind. 5 Stunden, in denen uns klar wird, auf was wir am nächsten Tag wert legen, welche Übungen, Strategien und Techniken wir anwenden.
Heute eröffnen wir den zweiten Tag mit der Erzählung, dass wir sehr intensiv über alle TeilnehmerInnen am Vortag gesprochen haben.
Warum machen wir das? Weil wir diesen Workshop nicht für uns, sondern für jedes einzelne Kind halten … wir wollen, dass alle gestärkt und mit vielen passenden Strategien am Ende des Workshops sich von uns verabschieden …. strahlend, erleichtert und stark.
Die Stimmung ist sehr gut, Nicole lacht viel … manchmal bemerken wir, dass sie das Lachen unterdrücken möchte und es gelingt ihr nicht …. – :-)) — gut so!
Wir entscheiden uns ganz spontan für eine Mental-Technik um Lernblockaden aufzulösen, beziehungsweise die klassische Prüfungsangst zu beseitigen.
Nicole ist davon heftigst betroffen und ja, sie zeigt nicht die größte Lust, diese Übung durchzuführen. Natürlich machen wir sie ….
WAS DABEI RAUSKOMMT IST NICHT LUSTIG ….
… denn plötzlich hat Nicole Tränen in den Augen – was bedeutet, wir sind an dem Punkt, der Punkt, der die immense Prüfungsangst auslöst.
Sie glaubt nicht an sich selbst …. Die Lehrerinnen und Lehrer wollen nicht, dass sie die Nachprüfung besteht. Aus ihrer Sicht wurde sie von den Lehrern zu unrecht mit schlechten Noten bestraft. Klar, es ist nur eine Sicht – nur von einer Seite – und doch erzählt sie es sehr glaubwürdig.
An ihren körperlichen Reaktionen ist zu erkennen, welche schlechten Gefühle dabei ausgelöst werden …. Und doch will sie es schaffen … und ich bin mir sicher, dass sie es schafft …. 100 prozentig!!!
Sie wirkt gestärkt und ich schlüpfe kurz in ihre Rolle und frage, was würdest du mir sagen, wenn ich an deiner Stelle wäre. Ich habe jetzt extreme Prüfungsangst und Versagensangst …. und stehe vor dir….
Nicole rät mir, an mich zu glauben und im zweiten Satz sagt sie: „…. und es nicht zu schaffen ist ja auch kein Weltuntergang…“
Toller Spruch … den sie bestimmt schon öfters gehört hat … Nur, was bringt diese Aussage? Sie will es schaffen und dann sagt irgendjemand – völlig egal, ob Mama, Papa, Oma, Opa, Freundin oder Freund – genau diese Worte zu ihr …. Was darin mitschwingt ist, dass die- oder derjenige nicht an Nicole glaubt. Und ja klar, ich weiß, dass auch diese Aussage gut gemeint ist.
Okay, wir einigen uns auf förderlichen Aussagen, auf einen „inneren Fanclub“ und einen „Song“, den sie ab sofort gedanklich einschaltet. Dann sprechen wir über die Körperhaltung und Körpersprache – auch, dass Nicole mit ihrem mädchenhaften schüchternen Verhalten sehr dazu einlädt, sie klein und kleiner zu machen. – Okay, auch das wirkt … Toll, wie sie mitmacht, mitgeht und allmählich doch auch mal grinst – auch wenn ich es sehe.
Nicole ist scheinbar wichtig, mir noch etwas zu erzählen und dann bricht es aus ihr heraus: sie erzählt, dass eine Lehrerin sie heftigst bestraft hat, weil sie im Unterricht gelacht hat.
Puuuuuuhhhh – es ist so deutlich spürbar, wie sehr das in ihr fest sitzt, wie genau dieses Erlebnis sie nicht mehr lachen lässt. Ein Mädchen von 14 Jahren …. HALLO!?! …. Ich bin entsetzt und gebe alles, auch das aufzulösen …
Dann kam das nächste erschreckende Erlebnis …
Für alle Eltern gibt es von uns eine „Feedback“ – das sogenannte Elterngespräch je Kind. Die Mama von Nicole wollte das Gespräch heute schon …
Erschreckend zu erleben, was die Familie, dank den Erlebnissen von Nicole mittlerweile durchgemacht hat. Selbst die Mama hat Tränen in den Augen, als wir von den Übungen, Ressourcenübungen, Techniken, Strategien … sprechen. Von der Veränderung von Nicole …
Sie erzählt uns, dass Nicole erst seit diesem Jahr so Versagensängste hat …häufig krank sei und überhaupt nicht mehr an sich glauben würde.
Nach einem sehr intensiven Gespräch, vielen Geschichten, vielen Mutmach-Erlebnissen und noch mal Interventionen lacht Nicole immer mehr …. Sie ist sichtlich erleichtert und sagt uns, dass sie das alles so machen möchte, dass sie weiß, dass sie es schafft … Wie schön …
FAZIT:
Könnt Ihr Euch vorstellen, wie weh es mir tut, dieses Mädchen so „zerstört“ zu erleben? Ich finde es so schrecklich, wenn Kinder nicht mehr lachen. Sich nicht mehr trauen zu lachen. Das Leben als schrecklich erleben … vor allem die Schule. Warum? Was soll das?
Und ich wünsche mir so sehr, dass alle, bei ihren eigenen Kindern und/oder im Coaching die Kinder ganz individuell sehen.
Alle Kinder sind so tolle eigene Persönlichkeiten und jede/r hat seine eigene Art, Erlebnisse, Erziehung, Umfeld ….. Sie gehören uns nicht! Wir Eltern und Coaches dürfen sie begleiten, leiten, unterstützen und fördern …. und lasst uns ihnen zeigen, wie viel Spaß das Leben macht, wie schön lernen ist und vor allem, wie wichtig das Lachen für uns alle ist.
DANKESCHÖN, für Deine Zeit, dass Du mir „zuhörst“, meinen Text liest.
Mit einem hoffnungsvollen Lächeln im Gesicht wünsche ich Dir
GAAAANZ viel Lachen in Deinem Leben und im Leben Deiner Lieben!
Liebe Grüße
Alexandra
P.S.: Das ist der Superlearning-Workshop: http://bit.ly/2bmIANp