Was sollen Schüler wirklich lernen?
Die Schulverbesserer, Teil 9: „Man muss nicht jede Flechte kennen“
In der Diskussion um G8 oder G9 fällt immer ein Schlagwort: Entschlackung. Ganz so, als hätten sich bei den Schulinhalten zu viele Ablagerungen oder sogar Schadstoffe angesammelt, die mit einer ordentlichen Kur ausgespült werden könnten.
Dabei haben deutsche Schüler im internationalen Vergleich in ihrer Schulzeit vergleichsweise wenige Stunden zu absolvieren. Zwar ist im achtjährigen Gymnasium die Zahl der Wochenstunden höher als früher. Der Kanon der Schulfächer hat sich in den vergangenen Jahren hingegen kaum verändert.
Doch was sollten Schüler wirklich lernen? Verbände und Fachgesellschaften kommen mit immer neuen Vorschlägen, welche Themen in den Stand des Schulfaches erhoben werden könnten: Wirtschaft oder Informatik, und dazu bitte noch ausreichende Unterrichtsblöcke in Erster Hilfe oder in interkultureller Kommunikation.
Und kürzlich sorgte die 17-jährige Gymnasiastin Naina aus Köln für eine Debatte, weil sie sich via Twitter darüber beschwert hatte, dass sie in der Schule Sprachen und Gedichtsanalysen lernt – aber keine Ahnung hat von Miete, Versicherungen und Steuern.
Lesen Sie die Argumente von Bildungsministern, Wissenschaftlern, Lehrern und Schülern aus der großen SPIEGEL-Schulumfrage zur Frage: Welche Schulfächer oder Unterrichtsinhalte sind verzichtbar? Stimmen Sie in unserem Vote mit ab, welche Inhalte Sie für überflüssig halten.
Nichts ist verzichtbar, sagen:
Kerstin Gleine, Friedrich-Ebert-Gymnasium Hamburg, Lehrerin des Jahres 2013 beim Klaus-von-Klitzing-Preis:
„Kein Schulfach ist wirklich verzichtbar. Schulbildung sollte ausgewogen sein. Zurzeit wird von Seiten der Industrie eine deutlich intensivere Schulausbildung in den MINT-Fächern gewünscht, was sicher wichtig und vorteilhaft für unsere Volkswirtschaft ist. Ich bin aber auch der Meinung, dass andere Fächer dafür nicht gestrichen oder gekürzt werden sollten.“